Der Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung hat seinen Abschlussbericht vorgelegt. Dort formuliert das Gremium 31 Empfehlungen an die Politik. Unter anderem schlägt der Beirat vor, "die Erträge aus Anlagen in Anlageprodukten, die gemäß Offenlegungsverordnung als nachhaltig gewertet werden, bis zu einem bestimmten Höchstbetrag von der Besteuerung zu befreien".

Außerdem sollte "die staatliche Förderung von neu abgeschlossenen Riester- und VL-Verträgen an die Erfüllung expliziter Nachhaltigkeitskriterien" geknüpft werden, heißt es in dem Bericht. Konkret empfiehlt der Sustainable-Finance-Beirat, nur noch Produkte zu fördern, die Artikel 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung entsprechen (siehe Teil 4 der Serie von FONDS professionell ONLINE zur Offenlegungsverordnung). Die anstehende Reform der Riester-Rente, bei der auch die hundertprozentige Beitragsgarantie auf den Prüfstand gehöre, biete dafür einen Ansatzpunkt. Aktuell liegt dieses Projekt im politischen Berlin allerdings auf Eis.

Vorbild Niederlande
"Durch die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen sollen sowohl die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzmarktprodukten als auch die Vertrautheit mit ihnen erhöht werden", schreibt das Expertengremium.

Die Autoren verweisen in ihrem Bericht auf die Niederlande. Dort werden Geldanlagen in nachhaltige Investmentfonds bereits unterstützt. "Ein zentrales Instrument ist das 'Dutch Green Fund Scheme', das bereits 1995 eingeführt und 2010 neu gefasst wurde. Durch steuerliche Anreize wird die Investition in 'Groenfonds' gefördert." Eine vergleichbare Regelung fehle in Deutschland (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Steuervorteile für ESG-Fonds: Eine gute Idee?").

"Sinnvolle Ansätze"
Hans Joachim Reinke, Vorstandschef von Union Investment, begrüßt die Empfehlung des Expertenrats zur Riester-Reform. "Der Expertenrat der Bundesregierung beschreibt mit der Lockerung der Beitragsgarantie und der Steuerbefreiung für Erträge aus nachhaltigen Anlagen auch in der Rentenphase sinnvolle Ansätze, die den Anlegern weitere Renditechancen eröffnen und gleichzeitig die Finanzierung der nachhaltigen Modernisierung fördern", sagt er. "Rendite und positive Wirkung lassen sich verbinden."

Der Sustainable-Finance-Beirat setzt sich aus Praktikern aus Finanz- und Realwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zusammen. Als Vertreter von Fondsanbietern waren Petra Pflaum (DWS), Michael Schmidt (Lloyd Fonds) und Ingo Speich (Deka) dabei. (bm)


Der 132 Seiten starke Abschlussbericht des "Sustainable Finance"-Beirats der Bundesregierung mit dem Titel "Shifting the Trillions – Ein nachhaltiges Finanzsystem für die Große Transformation" kann hier als PDF-Dokument heruntergeladen werden (externer Link).