Die Fintechs und ihre Geschäftsmodelle bereiten der Finanzaufsicht Bafin mitunter Kopfzerbrechen. Nicht immer ist bei den digitalen Newcomern klar, in welche der bekannten Aufsichtsschubladen sie passen. Daher ist die Branche besorgt, dass die Behörde ihre innovativen Geschäftsmodelle vorzeitig ausbremst.

Diese Sorge ist aber grundsätzlich unbegründet: "Die Bafin muss nachregulieren und nicht dem Markt und seinen Entwicklungen vorlaufen und ihn damit einschränken", stellte Bafin-Präsident Felix Hufeld auf der "BaFin-Tech 2016"-Konferenz in Frankfurt fest – hier geht es zu der Bildergalerie.

Der Bafin-Chef vertrat auf der Konferenz, zu der rund 200 Teilnehmer zusammenströmten, eine pragmatische Linie. "Wenn Fintechs es schaffen, mit ihren Geschäftsmodellen unterhalb des aufsichtlichen Radars zu bleiben, sollen sie es gerne machen." Er schob aber im gleichen Atemzug hinterher, dass sie sich grundsätzlich an die gleichen Regeln wie die etablierten Unternehmen halten müssen, wenn sie erlaubnispflichtige Produkte oder Services anbieten. Erneut wiedersprach der deutsche Chefaufseher dem Ansinnen einiger Fintech-Vertreter, dass sie einen "Sandkasten" bekommen, in dem sie ihre Geschäftsidee unter laxeren Aufsichtsstandards spielerisch testen könnten.

Um diesen beiden selbst gesteckten, aber durchaus widersprüchlichen Ansprüchen gerecht zu werden, wird die Aufsicht die Märkte nach eigenen Angaben sehr genau beobachten, um entsprechend reagieren zu können.

Regulierung abhängig von der Größe
Letzteres ist auch die Forderung von Esther Wandel, die als Vertreterin des der Bafin übergeordneten Bundesfinanzministeriums sprach. Wandel mahnte im Rahmen einer Paneldiskussion, dass man trotz allem Verständnis für die Innovationsfreude der jungen Firmen die Belange des Kunden und den Verbraucherschutz nicht aus den Augen verlieren dürfe. Zwar würden Fintechs,  mit denen sie unausgesprochen in erster Linie Start-ups aus dem Bankenbereich meinte, die Geschäftsmodelle der etablierten Dienstleister in Stücke zerlegen und nur einen Teil übernehmen. Damit bleibe zwar die Gefahr, die von einem einzelnen Fintech ausgeht, gering. Dennoch dürfe man die Risiken nicht zu groß werden lassen und müsse rechtzeitig eingreifen.

Andere Diskutanten wünschten, dass man die jungen Firmen erst einmal wachsen lassen sollte, auch wenn sie in einer ansonsten hochregulierten Branche tätig sind. Frank Schwab vom Fintech-Forum Frankfurt regte an, dass man Fintechs nicht aufgrund ihres Geschäftsmodells regulieren sollte, sondern abhängig von ihrer Größe. "Erst wenn das Geschäftsvolumen zu groß wird, sollte man genauer hinschauen." Einem Vorschlag, dem Bafin-Chef-Hufeld auch zustimmte. Auch eine europaweite einheitliche Regulierung der Fintechs, die gefordert, wurde, findet den Zuspruch Hufelds. Professor Rainer Lenz von der FH Bielefeld wies beispielsweise daraufhin, dass es in der EU neun verschiedene Regulierungen für Crowd-Investing-Plattformen gebe. Das würde viele Start-ups ersticken.

Fintechs als neue Konkurrenz....
Hufeld gab eine unverhohlene Warnung an die etablierten Unternehmen aus: "Die Start-ups in der Finanzbranche haben das Potenzial für eine Monopolstellung. Von der Garage zu Google, das ist absolut vorstellbar", so Hufeld. Sowohl Banken als auch Versicherungen müssten sich der digitalen Welt stellen.

"Wir beobachten von Jahr zu Jahr deutlich zulegende Investitionen in junge Fintech-Unternehmen", sagte Hufeld weiter. 2015 erreichten sie global einen Wert von über 22 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hierzulande haben sich die Investitionen im vergangenen Jahr etwa verdoppelt. "Deutschland hat deutlich aufgeholt", sagte Hufeld. Die Bafin erhalte im Monat 100 Anfragen zum Thema Fintech.

...mit überschaubaren Überlebenschancen
Über den wirtschaftlichen Erfolg eines Start-ups entscheiden nach Meinung von Hufeld aber weder Politik noch Aufsicht, sondern die Geschäftsmodelle der jungen Unternehmen: "Die nächsten drei Jahre werden 95 Prozent der Start-ups nicht überleben", sagte Hufeld. Scheitern sei bekanntlich Teil des Konzepts, was nicht von der Regulierung abhänge, sondern von der Nachfrage am Markt.

Bafin richtet Rubrik auf Internetseite ein
Die Aufsicht selber versucht im Übrigen auch organisatorisch den Anforderungen der jungen Unternehmen gerecht zu werden. In einem Vortrag erläuterte Christoph Schlecht von der Bafin, dass die Behörde vor dem Problem stehe, dass die Fintechs und ihre Geschäftsmodelle vielfach nicht klar einem Ressort zugeordnet werden könnten.

Um die Kooperation zu vereinfachen, hat die Behörde auf ihrer Webseite eine Rubrik für die jungen Unternehmen eingerichtet, auf der sie eine Reihe wichtiger Informationen finden mittels derer sie schon selbst einschätzen können, was sich in aufsichtlicher Hinsicht beachten müssen. Dort wird auch aufgeführt, was die Aufsicht von den Fintechs an Informationen haben möchte. (jb)