Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa hat einen Report über die Zusammenarbeit von Versicherern und Asset Managern bei Fondspolicen veröffentlicht. Die Behörde hat in ihrer Analyse, wie vor einem Jahr angekündigt, ein besonderes Auge auf die Provisionszahlungen der Fondsgesellschaften an die Assekuranz geworfen. Dabei geht es nicht um Kleckerbeträge: Das Provisionsvolumen betrug 2015 geschätzt 5,2 Milliarden Euro.

Die Behörde hält fest, dass eine Reihe von Praktiken zumindest bedenklich sei. Einige können auch negativen Folgen für Versicherungsnehmer haben. Die Aufsicht prüft daher nach Angaben ihres Vorsitzenden Gabriel Bernardino, ob neben den regulatorischen Änderungen, die bereits gestartet wurden – Stichworte IDD oder Priips –, weitere regulatorische oder aufsichtsrechtliche Maßnahmen nötig sind, um Interessenkonflikte zu vermeiden oder zu entschärfen.

Basis der Studie, die in Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden entstand, sind die Informationen von 218 Versicherern und Daten zu mehr als 1.800 Fonds. Darüber hinaus hat Eiopa nach eigenen Angaben Anhaltspunkte erfasst, wie Versicherer ihre Produkte strukturieren und was sie tun, um Interessenkonflikte gar nich erst entstehen zu lassen.

Kaum Offenlegung von Provisionen gegenüber Kunden
In der Regel haben die europäischen Versicherungsgesellschaften zwar Richtlinien aufgesetzt, damit aus den Zahlungen keine Interessenskonflikte entstehen. Diese werden aber sehr liberal ausgelegt, so die Eiopa weiter: Beispielsweise machen 69 Prozent der Versicherer gegenüber Kunden keinerlei Angaben über die Provisionen, die sie von den Vermögensverwaltern erhalten. 61 Prozent der Versicherer vereinnahmen die Courtagen, und nur 25 Prozent kehren diese an ihrer Kunden aus.

Verquickung von Asset Manager und Versicherer
Aus Sicht der Behörde sei es bedenklich, dass 25 Prozent der Versicherer keine transparenten Richtlinien für den Auswahlprozess der Asset Manager und der Fonds für die Fondspolicen aufgestellt haben. In einigen Fällen werde die Fondsauswahl sogar von den Geschäftsbeziehungen zwischen externen Fondsgesellschaften und dem Versicherer beeinflusst. Externe Fondshäuser verwalten nur 28 Prozent der Fonds, zahlen aber 50 Prozent der Provisionen. Konzerneigene Asset Manager verwalten dagegen rund 69 Prozent der Fonds, zahlen aber nur die Hälfte der Courtagen. Weiterhin haben 32 Prozent der Versicherer haben keinen Prozess, um die Wertentwicklung der Fonds zu überwachen.

Gefahr für Kundeninteressen
Eine besondere Gefahr für Kunden sieht die Behörde, wenn Versicherer einzlene Fonds nur auf Basis von hohen Provisionen bevorzugen. Dies würde nach den Worten der Eiopa die Auswahl an Fonds für die Policen "limitieren“. Zudem würden schlicht ungeeignete Produkte gewählt, deren Performance denen anderer Fonds hinterher hinkt. Auch ein fehlender oder unzureichender Überwachungsprozess führe zu dem gleichen Ergebnis.

Nicht zu unterschätzen ist aus Sicht der Eiopa auch, dass das Einbehalten der Provisionen die Kosten für die Versicherungsnehmer nach oben treibt. Wenn die Provisionen dagegen durchgeleitet werden, führt das in der Regel zu besseren Aufbauleistungen für die Kunden. Dann sei auch gegen hohe Provisionen der Fondsbranche nichts einzuwenden. (jb)