Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat scharfe Kritik an einer Studie des Fondsverbands BVI geübt, nach der ein Fondsauszahlplan nur unwesentlich riskanter ist als eine lebenslang garantierte Leibrente – bei deutlich höheren Renditechancen. Eine entsprechende Pressemitteilung dazu hat der GDV mit der Schlagzeile "Fondsanbieter präsentieren Mogelpackung zur sogenannten Fondsrente" überschrieben.

"Grundsätzlich sind die BVI-Berechnungen äußerst problematisch, weil sie auf sehr optimistischen, zum Teil auch falschen Annahmen bezüglich der Sterblichkeit sowie des Kapitalmarktes beruhen", meint GDV-Präsident Norbert Rollinger. "Die Annahmen gehen sowohl an der Wirtschafts- als auch an der Lebensrealität vorbei", sekundiert ihm GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. "Wenn sich ältere Menschen darauf verlassen, stehen sie womöglich ohne Zusatzrente da."

"Das täuscht Sparerinnen und Sparer"
Der GDV stört sich auch an der Bezeichnung "Fondsrente", sie sei "irreführend". Es handele sich schlicht um einen Fondsauszahlplan. Dagegen sei eine echte Altersrente eine garantierte, meist monatliche Zahlung während des Ruhestandes bis ans Lebensende. "Es werden Äpfel mit Birnen verglichen", meint Katja de la Viña, Vorsitzende des GDV-Präsidialausschusses Altersvorsorge und Zukunftssicherung. "Das täuscht Sparerinnen und Sparer, die sich auf garantiert lebenslange Auszahlungen verlassen möchten."

Der BVI rechne mit "sehr hohen Renditen und einer verkürzten Lebenserwartung", moniert der GDV. "So entsteht der falsche Eindruck, dass das Geld in den meisten Fällen bis zum Lebensende reiche." Die Annahme, dass deutsche Staatsanleihen und Aktien dieselben Renditen wie in den vergangenen 30 Jahren erzielten, sei sehr optimistisch. "Zudem wird dauerhaft die Sterblichkeit der Corona-Phase zugrunde gelegt", kritisiert der Verband.

"Renditestarke Alternative zur Leibrente"
Der BVI wiederum verteidigt seine Berechnung. "Die Fondsrente ist eine renditestarke Alternative zur Leibrente", betont ein Sprecher auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE. "Unsere konservativen Berechnungen basieren auf offiziellen Daten." Ihnen lägen die Kurse deutscher Aktien und Anleihen der Indizes Dax und Rex seit 1987 zugrunde. "Damit sind alle Börsenphasen einschließlich mehrerer starker Kurseinbrüche berücksichtigt." Die BVI-Berechnungen basierten auf der tatsächlichen Lebenserwartung. "Die Lebensversicherer dagegen müssen Sicherheitspuffer einrechnen, sodass sie mit unrealistisch hohen Lebenserwartungen rechnen", so der Fondsverband. Das werde regelmäßig auch von Verbraucherschützern bemängelt.

"Wir setzen uns dafür ein, dass die Sparer, die keine Leibrente möchten, eine Alternative ohne Beitragsgarantien und Verrentungszwang haben", erläutert der Sprecher. "Diejenigen Sparer, die eine Leibrente möchten, sollen sie auch künftig wählen können. Ein Zwang zur Leibrente aber schadet all denen, die sie nicht wollen."

Politischer Hintergrund
Die Debatte hat einen politischen Hintergrund: Das Bundesfinanzministerium erarbeitet gerade ein Gesetz zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge. Dem aktuellen Stand der Diskussion zufolge ist als Alternative zur Riester-Rente ein "Altersvorsorgedepot" ohne Verrentungspflicht vorgesehen. Dadurch würde den Lebensversicherern neue Konkurrenz in diesem Geschäftsfeld erwachsen. (bm)