Eine lange Wartezeit beim Übertrag eines Depots kann sehr ärgerlich sein – für Anleger ebenso wie für Berater. Die Finanzaufsicht Bafin hat daher vor einem Jahr nach zahlreichen Verbraucherbeschwerden einen konkreten Zeitraum für Depotüberträge festgelegt und zur Unterstützung der Institute eine Frage- und Antwortliste (FAQ) veröffentlicht. Nun hat die Behörde eine Zwischenbilanz mit erfreulichem Fazit gezogen: Die Bearbeitungszeiten sind seitdem deutlich kürzer und Verbraucher können schneller mit der Übertragung ihrer Wertpapiere rechnen.

Marktuntersuchung bei Banken
Die Verbesserungen für Kunden hatten sich der Bafin zufolge bereits in Gesprächen kurz nach Veröffentlichung der FAQ angedeutet. Eine Marktuntersuchung bei je zehn Genossenschaftsbanken und Sparkassen sowie Privat- und Auslandsbanken Ende vergangenen Jahres zu Depotüberträgen der vergangenen drei Jahre bestätigte das. 

Die Ergebnisse der Untersuchung sind der Bafin zufolge auch daher interessant, da ein Zeitraum betrachtet wurde, in dem sehr viele Depots neu eröffnet und dann auch umgezogen wurden. Das Arbeitsaufkommen der Depotstellen war also entsprechend hoch. Dennoch: Ein Depot kann in der Regel bereits in wenigen Tagen übertragen werden. Über 90 Prozent der Aufträge wurden innerhalb von zehn Tagen abschließend bearbeitet, so die Bafin.

Banken besonders schnell nach Bafin-Aufforderung
Insbesondere im zweiten und dritten Quartal 2022, also unmittelbar nachdem die Bafin-FAQ veröffentlicht wurden, steigerten die Institute ihre Geschwindigkeit bei Depotüberträgen. Im dritten Quartal 2022 reduzierte sich die durchschnittliche Wartezeit der Kunden im Vergleich zu den Vorjahresquartalen im Mittel sogar um 35 Prozent. Das entspreche rund zwei Tagen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und sogar gut fünf Tagen im Vergleich zum Jahr 2020. 

Damit lag die Wartezeit im dritten Quartal 2022 im Schnitt bei knapp sechs Tagen. Gleichzeitig wurden Aufträge mit einer Bearbeitungszeit von über drei Wochen nach Veröffentlichung der FAQ seltener. Sie machten weniger als zwei Prozent aller Aufträge aus, das war das niedrigste Niveau im Betrachtungszeitraum. 

Mehr Personal
Warum wurden die Institute deutlich schneller? Der Bafin zufolge ist ein Grund, dass sie mehr Personal einsetzten. Ferner habe sich gezeigt, dass besonders digitale Prozesse die durchschnittliche Wartezeit der Kundinnen und Kunden verkürzen. So gaben 54 Prozent der befragten Institute an, die Depotübertragung überwiegend digitalisiert zu haben. Bei diesen Instituten war die durchschnittliche Wartezeit der Verbraucher um rund 14 Prozent kürzer als bei Instituten, die ihre Prozesse bislang nicht digitalisiert haben.

Allerdings gebe es auch Auffälligkeiten. So konnten einzelne Institute aufgrund von fehlenden Daten nicht angeben, wie lange sie für Depotüberträge brauchen. Ein entsprechendes Monitoring sei ebenfalls nicht möglich, sodass sie Kunden nicht fristgerecht informieren können. Einzelne Institute brauchen regelmäßig länger als drei Wochen, um ein Depot zu übertragen. Diese hat die Bafin nach eigenen Angaben aufgefordert, die Missstände zeitnah zu beheben. (jb)