Die Preise deutscher Wohnimmobilien gehen allen Kriegswirren zum Trotz weiter durch die Decke, folglich müssen Käufer immer höhere Darlehen schultern. Die Bundesbank hat bereits ihre Bedenken bezüglich einer möglichen Blasenbildung kundgetan. Auch der Bafin ist der Boom nicht ganz geheuer. Die Aufseher lassen ihrer Einschätzung nun Taten folgen: Kreditgebende Banken müssen künftig mehr Geld als Sicherheitspolster zurücklegen. Die Finanzaufsicht erließ gestern (30.3.) eine Allgemeinverfügung für einen "sektoralen Systemrisikopuffer" in Höhe von zwei Prozent, der als Rücklage für ausgegebene Darlehen gebildet werden muss. Für das Aufstocken ihres Eigenkapitals haben die Geldhäuser Zeit bis zum 1. Februar 2023.

"Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit des deutschen Bankensystems gegen spezifische Risiken aus dem Wohnimmobilienmarkt präventiv zu stärken. Damit soll einer Gefährdung der Finanzstabilität entgegengewirkt werden", schreibt die Bafin. Die Europäische Zentralbank (EZB) und der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) haben der Verfügung bereits zugestimmt. Kein Wunder: Der ESRB hatte kürzlich eigeninitiativ die Behörden in Deutschland dazu aufgerufen, mehr zur Eindämmung des Preisschubs zu unternehmen.

Erste Zusatzpuffer schon im Januar angeordnet
Die neue Allgemeinverfügung folgt einer früheren vom 12. Januar dieses Jahres, in der die Bafin den Geldhäusern den Aufbau einen "antizyklischen Kapitalpuffers" beim Eigenkapital vorschreibt. Für ihre risikogewichteten Vermögenswerte müssen die Institute ebenfalls ab Februar 2023 insgesamt 0,75 Prozentpunkte zusätzlich vorhalten, und für Baufinanzierungen sogar 2,75 Prozentpunkte.

Mit anderen Worten: Die Geldhäuser müssen über die normalen Vorgaben hinaus ein Plus an Eigenkapital vorhalten. Geschätzt wird, dass sie alleine für diese antizyklischen Puffer rund 22 Milliarden an zusätzlichem Geld aufbringen müssen. Auf Begeisterung stößt die verschärfte Vorgabe naturgemäß nicht: Lobbyisten befürchten, dass Banken und Sparkassen dann weniger Darlehen vergeben können. Zudem warnen Experten, dass sich Darlehensnehmer generell auf höhere Zinsen bei der Baufinanzierung einstellen müssten. (jb)