Die Hoffnungen der Staatsanwaltschaft auf konkrete Aussagen des ehemaligen Infinus-Managers Jens P. haben sich bislang nicht erfüllt. Der 48-Jährige stützte am jüngsten Prozesstag in Dresden weder wichtige Aussagen aus der Anklageschrift noch konnte er Details nennen, wer für welche Entscheidungen im Firmengeflecht zuständig war, berichtet das "Handelsblatt".

P. ist als einziger der sechs Hauptangeklagten aus dem Konglomerat um Infinus und Future Business auf freiem Fuß, weil er schon nach wenigen Monaten in Untersuchungshaft geständig war. Die anderen Manager sitzen bereits seit November 2013 hinter Gittern. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen "bandenmäßigen Betrug" und das Betreiben eines Schneeballsystems vor.

Als die Dresdner Fahnder die Firmengruppe vor gut zwei Jahren mit einer bundesweiten Razzia hochgehen ließen, hatten mehr als 40.000 Anleger gut eine Milliarde Euro in Orderschuldverschreibungen, Genussrechte und Nachrangdarlehen des Konzerns investiert. Um die strafrechtliche Aufarbeitung des Skandals nicht weiter zu verzögern, beschränkt die Staatsanwaltschaft ihre Anklage auf 22.000 Investoren und eine Schadenssumme von 312 Millionen Euro.

Versicherer sollen als Zeugen aussagen
Kronzeuge P. habe immerhin gewusst, dass es schon früh Anzeichen gab, dass das Geschäftsmodell nicht aufging, so das "Handelsblatt". So sei die Liquidität bereits um 2008 zum Dauerproblem geworden. Zu den firmeninternen Geschäften beispielsweise mit Lebensversicherungen, mit denen mutmaßlich der Gewinn aufgebläht wurde, äußerte sich P. nur vage. Bei solchen Geschäften sei er außen vor geblieben, sagte er der Zeitung zufolge.

Der Prozess wird sich bis in den Sommer 2016 hinziehen. In den nächsten Sitzungen sollen Vertreter von Versicherern als Zeuge vernommen werden, um zu beschreiben, wie die ungewöhnlichen Deals mit Infinus zustande gekommen sind. (bm)