Klagewelle gegen Postbank
Das Landgericht Bonn muss im laufenden Jahr drei Mal so viele Klagen gegen die Postbank bearbeiten wie im Vorjahr. Ein Zusammenhang mit den Problemen bei der Migration von Daten der Postbank-Kunden auf die IT-Plattform der Deutschen Bank ist nicht bestätigt. Viele Anwälte klagen aber aus dem Grund.
Vor dem Landgericht Bonn sind deutlich mehr Klagen von Kunden gegen die Postbank anhängig als im Vorjahr. Waren es 2022 insgesamt 74 Klagen, so waren es bis zum 8. September 2023 schon 214. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Verweis auf Angaben des Landgerichts Bonn, das zuständig für Rechtsstreitigkeiten gegen die Tochter der Deutschen Bank ist.
Unklar ist aber, ob dieser deutliche Anstieg auf die teilweise massiven Probleme im Kundengeschäft nach einer IT-Umstellung zurückzuführen ist. Die Deutsche Bank äußerte sich gegenüber dem "Handelsblatt" nicht zu den Klagen gegen die Tochter oder deren Hintergrund. Einige Anlegeranwälte gehen laut der Wirtschaftszeitung aber inzwischen wegen der technischen Schwierigkeiten juristisch gegen die Postbank vor.
"Größeres Phänomen"
So betreut Katja Moers, Rechtsanwältin der Kanzlei Dr. Sieprath & Partner, etliche Mandanten, die Probleme mit der Postbank haben. Nach eigenen Angaben hat sie etwa zehn Klagen eingereicht. "Es ist ein größeres Phänomen dieses Jahr, dass sich Postbank-Kunden an uns wenden, die nicht an ihr Konto kommen", zitiert die Zeitung Moers. "In einigen Fällen hat die Postbank das Konto freigegeben, nachdem ich gerichtlich gegen die Bank vorgegangen bin."
Auch die Hamburger Kanzlei Juest+Oprecht gehe in einem ähnlichen Fall juristisch gegen die Postbank vor und klagt auf Auszahlung des Sparguthabens zuzüglich Verzugszinsen. Die Kanzlei bereitet nach eigenen Angaben weitere Klagen vor. Auch andere Anwälte berichten der Zeitung von Mandanten mit Problemen beim Zugriff auf Postbank-Konten.
Probleme mit Datenmigration
Die Deutsche Bank hat in diesem Jahr die Daten der Postbank-Kunden in mehreren Schritten auf ihre IT-Plattform gezogen. Danach kämpften zahlreiche Nutzer mit Problemen. Viele konnten sich etwa nicht mehr einloggen, ihre Umsätze wurden nicht angezeigt. Anfang September hatte die Finanzaufsicht Bafin das Geldhaus daher gerügt. Das Kreditinstitut selbst erklärte, sie habe der Bafin im Zusammenhang mit der IT-Migration Maßnahmen vorgestellt, um die Bearbeitungsdauer von Kundenanfragen zu verbessern. (jb)
