Der Finanzstabilitätsrat hat eine Studie zu den Auswirkungen von künstlicher Intelligenz (KI) auf Finanzdienstleister gemacht. Das internationale Gremium, das Arbeiten zur Aufsicht und Regulierung der internationalen Finanzmärkte koordiniert und fördert, möchte damit auf die Risiken, aber auch den Nutzen von selbstlernenden Maschinen für den Finanzsektor aufmerksam machen.

Denn zweifelsohne sind in der Finanz- und Versicherungswirtschaft die "Roboter" auf dem Vormarsch. Hedgefonds nutzen sie zur Optimierung ihrer Anlagestrategien, Banken, um die Kreditwürdigkeit von Kunden zu bewerten. Auch in Deutschland werden KI-Techniken und verwandte Anwendungen mehr und mehr genutzt. Mehr als 20 Online-Vermögensverwalter, die Anlagelösungen mithilfe von Algorithmen entwickeln, bieten ihre Dienste Anlegern an. Asset Manager wie die Fondsboutique Acatis setzen auf KI bei der Auswahl von Aktien. Auch der Versicherungsbereich setzt vermehrt auf die Tools.

Unbeabsichtigte Konsequenzen
Positiv vermerkt der Rat, dass der Einsatz von KI zu einem effizienteren Finanzsystem führen kann, was durchaus im Sinne der Anleger und Kunden ist. Der Einsatz von sogenanntem "Deep-Learning-Modellen" könne auch die Arbeit der nationalen und internationalen Aufsichtsbehörden erleichtern oder verbessern – Stichwort "Regtech".

Dann folgt aber auch schon ein großes Aber: Die Finanzaufseher befürchten nämlich, dass der Einsatz der neuen Technologien zu einer wachsenden Abhängigkeit der Finanzunternehmen von spezialiserten Anbietern führt. Damit entstehen systemrelevante Gesellschaften, die aber nicht der Aufsicht der Regulierungsbehörden unterstehen. Ferner beunruhigt den Rat, dass die neuen Programme nur schwer überprüfbar und intransparent sind. Dies könne durchaus zu Problemen führen. Ein Beispiel: Wenn Investmentfirmen Anlagestrategien auf Basis von KI-Modell nutzen, die sie so komplex sind, dass sie sie selbst nicht verstehen, könne das unbeabsichtigte Konsequenzen für die Finanzmärkte haben.

"Beta-Tests" empfohlen
Aus all diesen Gründen plädiert der Finanzstabilitätsrat dafür, die neuen Technologien im Auge zu behalten, um Risiken schnellst möglich zu entdecken. Das Gremium empfiehlt auch, die Software-Tools von unabhängiger Seite unter realen Bedingungen in einem Trainings-Modus testen zu lassen, um die Folgen ihres Einsatzes besser einschätzen zu können. (jb)