Der deutsche Fondsverband BVI fordert eine "Regulierungswende" in der Europäischen Union (EU). Die überbordende Regulierung binde enorme Ressourcen, die für Investitionen in Technologie und die Erschließung neuer Märkte fehlten, sagte BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt.

Die EU müsse globaler denken und neben Verbraucherschutz und Finanzmarktstabilität auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Finanzindustrie als Regulierungsziel verankern. Die Branche würde weder nach Schutz noch nach Förderung rufen, sondern sich schlicht eine ausgewogene Regulierung wünschen, die sie im globalen Wettbewerb nicht behindert, so Richter.

"Wir unterstützen die Kapitalmarktunion"
Mitunter stehe sich die EU selbst im Weg, beispielsweise bei der Kapitalmarktunion, einem 2014 gestarteten Leuchtturmprojekt der Europäischen Kommission. "Wir unterstützen die Kapitalmarktunion, denn es ist die Aufgabe von Asset Managern, Angebot und Nachfrage von Kapital grenzüberschreitend zusammenzubringen", erklärt Richter. Allerdings verhindere die EU den Erfolg der Initiative seit Jahren selbst, vor allem durch "falsch verstandenen Verbraucherschutz".

Als Beispiele nennt er den europäischen Infrastrukturfonds Eltif und das pan-europäische Pensionsprodukt Pepp. Beides seien sinnvolle, aber überregulierte Konzepte. Die größten Hürden für eine erfolgreiche Kapitalmarktunion sind Richter zufolge jedoch Mifid II und Priips: Die verpflichtenden Warnhinweise "fast wie auf Zigarettenschachteln" vermittelten den Anlegern den Eindruck, Wertpapiere seien "toxisch". Für das Ziel, grenzüberschreitend mehr privates Kapital zu mobilisieren, sei das kontraproduktiv. Richter begrüßt, dass sich die Bundesregierung mittlerweile für die vom BVI geforderten Verbesserungen bei Mifid II und Priips einsetzt (FONDS professionell ONLINE berichtete). (bm)