Neben den Turbulenzen an den Märkten machen neue EU-Regulierungsvorhaben der Fondsbranche in Europa zu schaffen. Vor allem Fonds, die nach Artikel 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) klassifiziert sind, waren davon im vergangenen Quartal betroffen. Das zeigt der aktuelle Quartalsbericht des Analysehauses Morningstar. Dabei untersuchte das Researchhaus Kapitalflüsse, Vermögenswerte, Auflegungen und Neuklassifizierungen der beiden Fondstypen.

Ein Ergebnis der Analyse: Im dritten Quartal zogen Investoren unterm Strich 20,5 Milliarden Euro aus Artikel-8-Fonds ab, nachdem sie bereits im Vorquartal Fondsanteile in Höhe von 21,5 Milliarden Euro zurückgegeben hatten. Artikel 9-Fonds konnten zwar Zuflüsse in Höhe von 1,4 Milliarden Euro verbuchen – doch auch das ist nach Angaben von Morningstar ein neuer Tiefstwert.

Bei fast 280 Fonds änderte sich im dritten Quartal die SFDR-Klassifizierung, 250 Mal ging es aufwärts. Aus dem Quartalsbericht geht zudem hervor, dass die Fondsgesellschaften weiterhin das Instrumentarium verfeinern, mit dem sie in ihren Portfolios nachhaltige Investments messen. In diesem Zusammenhang haben im dritten Quartal fast 300 Artikel-8-Fonds ihre Mindestverpflichtung für nachhaltige Investments überarbeitet. Die Mehrheit erhöhte ihre Verpflichtung.

Viele Marktteilnehmer wünschen sich Labels statt Klassifizierung
Zur Zukunft von Artikel-8- und Artikel-9-Fonds sind die Marktteilnehmer geteilter Meinung, ergab eine weitere Morningstar-Umfrage: 50 Prozent der Befragten möchten, dass die Klassifizierungen durch Labels ersetzt werden, 39 Prozent würden es vorziehen, Artikel 8 und 9 beizubehalten, aber Mindeststandards einzuführen, und sieben Prozent möchten beim Status quo bleiben.

"Zweieinhalb Jahre nach Inkrafttreten der EU-Offenlegungsverordnung und trotz des schwierigen makroökonomischen und regulatorischen Umfelds haben die Fondsgesellschaften ihr Angebot kontinuierlich an der Verordnung ausgerichtet, Fonds auf Artikel 8 umgestellt und sich zu nachhaltigeren Investments verpflichtet", sagt Hortense Bioy, Global Director of Sustainability Research bei Morningstar. "Aber wegen der neuen Konsultationen über Funktionsweise und Zukunft der SFDR, die die Europäische Kommission Mitte September eingeleitet hat, können wir mit weiteren Unsicherheiten rechnen." (jh)