Darf ein Fondsmanager das Geld seiner Anleger in Aktien des eigenen Konzerns pumpen? Diese Frage wird in der Asset-Management-Branche heiß diskutiert, seitdem bekannt wurde, dass Mainfirst-Erfolgsmanager Olgerd Eichler genau das getan hat.

Zur Erinnerung: Eichler übernahm mit seinem Mainfirst Top European Ideas fast ein Viertel der Anteilsscheine der Schweizer Mainfirst Holding. Die Position macht zwar nur 0,9 Prozent des insgesamt fast 1,9 Milliarden Euro schweren Portfolios aus, wirft aber trotzdem Fragen auf: Die Aktien sind nicht an einer Börse notiert, sondern stammen vielmehr aus einem Paket, das der ausscheidende Firmengründer an die restlichen Partner der Bank veräußert hatte (siehe hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Redakteur Bernd Mikosch: "Ein guter Ruf ist rasch verspielt").

Umfrage unter einem Dutzend Anbietern
Abgesehen davon, dass ein Investment in vorbörsliche Beteiligungen eher unüblich ist: Fondsmanagern einiger Anbieter ist ein Investment in Aktien des eigenen Hauses gar nicht gestattet. Das zeigt eine Umfrage von FONDS professionell ONLINE unter einem Dutzend Anbietern, die entweder zu einer Bank gehören oder deren Aktien an der Börse notieren.

Das Ergebnis in Kurzform: Deutsche Anbieter haben mit einem solchen Vorgehen in der Regel keine Probleme, bei vielen US-Häusern gelten derartige Investments allerdings als Tabu. Zu groß scheint ihnen die Gefahr zu sein, wegen der potenziellen Interessenskonflikte Ärger mit Anlegern oder dem Regulator zu bekommen.

Keine Goldman-Aktien in Goldman-Portfolios
"Ein Goldman-Sachs-Fondsmanager wird für seine Portfolios keine Goldman-Sachs-Aktien kaufen", stellt eine Sprecherin aus dem Frankfurter Büro der US-Bank klar. Auch einige bankunabhängige Asset-Manager aus den Vereinigten Staaten handhaben das so. "Einem Fonds der Franklin Templeton Investment Funds SICAV wäre es niemals gestattet, eine Franklin-Resources-Aktie zu besitzen", teilt Franklin Templeton mit. Eine Ausnahme sei höchstens bei einzelnen Mandaten für sehr vermögende Privatkunden denkbar – nach ausdrücklicher Genehmigung durch das Investment-Compliance-Team.

J.P. Morgan Asset Management wollte sich offiziell nicht zu diesem Thema äußern. Ein Blick in ausgewählte Jahresberichte der Fonds zeigt jedoch, dass die J.P.-Morgan-Aktie offensichtlich nur in einigen bewusst indexnah gesteuerten Portfolios liegt, nicht aber in aktiv verwalteten Fonds. Das spricht dafür, dass es zumindest unternehmensintern eine klare Ansage gibt, nicht in die Titel des eigenen Konzerns zu investieren.

Blackrock-Fonds mit Finanzwerten verzichtet auf Blackrock-Titel
Ähnlich sieht es wohl bei Blackrock aus: Selbst im BGF World Financials Fund war die Aktie des weltgrößten Vermögensverwalters dem jüngsten Jahresbericht zufolge nicht vertreten, genauso wenig wie in diversen US-Fonds. Ob ein solches Investment prinzipiell möglich wäre, dazu wollte der Frankfurter Sprecher des Vermögensverwalters am Freitag keinen Kommentar abgegeben. Er leitete die Anfrage zur Compliance-Abteilung nach London weiter, die sich bis Montagvormittag offensichtlich nicht zu einer juristisch einwandfreien Antwort in der Lage sah. Schon das zeigt, wie ernst viele angelsächsische Fondsanbieter dieses Thema nehmen.

Zu finden ist die Blackrock-Aktie natürlich in einigen Indexfonds der Konzerntochter iShares. Alles andere wäre auch schräg, schließlich wollen Anleger, die einen S&P-500-ETF kaufen, ausdrücklich in alle Werte des Index investieren. Doch selbst beim iShares S&P 500 UCITS ETF wird im Jahresbericht mit einem Sternchen darauf hingewiesen, dass es sich bei der Blackrock-Aktie um ein Investment in eine "verbundene Partei" handelt.

Fondsmanager des US-Anbieters Legg Mason dürfen in Aktien des eigenen Konzerns investieren. "Es gibt aber Einschränkungen zu Zeiten, in denen Quartalsergebnisse veröffentlicht werden", ließ das Unternehmen mitteilen. Ähnlich ist es beim britischen Investmenthaus Schroders: Die Fondsmanager können die Schroders-Aktie kaufen, müssen sich bei Veröffentlichung der Quartalsergebnisse aber an Sperrfristen halten.

Deutsche Anbieter sind recht entspannt
In Europa gehen die meisten Anbieter dagegen vergleichsweise entspannt mit dieser Frage um. In DWS-Fonds sind regelmäßig Dividendenpapiere der Deutschen Bank zu finden, in Portfolios von Allianz Global Investors liegt oft genug die Allianz-Aktie. Auch bei BNP Paribas Investment Partners gibt es Aussagen eines Sprechers zufolge keine Vorgaben, einen Bogen um die BNP-Aktie zu machen.

Auch die UBS hat keine speziellen Compliance-Vorgaben. Eine Sprecherin der Frankfurter Niederlassung sagte, die UBS-Aktie sei ihres Wissens trotzdem in keinem Fonds ihres Hauses zu finden – zumindest nicht in den Produkten, die in Deutschland vertrieben würden. In einigen Schweiz-Fonds der Bank sei der Titel dagegen zu finden. Alles andere wäre auch problematisch: Die UBS-Aktie steht immerhin für rund sieben Prozent des Zürcher Leitindex SMI.

Bei Pioneer wird die Compliance-Abteilung eingeschaltet
Etwas strenger läuft es bei Pioneer. Grundsätzlich dürfe ein Portfoliomanager die Aktie der Konzernmutter Unicredit erwerben, teilt das Unternehmen mit. "Seitens Compliance gibt es jedoch ein internes Kontrollsystem, welches die Einhaltung der gesetzlichen, aufsichtsrechtlichen, vertraglichen und internen Regeln systemseitig überwacht. Zur Vermeidung von Interessenskonflikten gibt es bestimmte Regeln, welche bei der Ordererstellung eine zusätzliche Kommentierung des Fondsmanagers erforderlich machen."

Stellt die Compliance-Abteilung von Pioneer einen Interessenskonflikt fest, wird die Order gestoppt. In welchen Fällen es einem Fonds konkret untersagt werden könnte, die Unicredit-Aktie zu kaufen, wollte das Unternehmen allerdings nicht offenlegen. (bm)