Am 8. Dezember startet vor dem Landgericht Darmstadt der Strafprozess gegen zwei frühere Verantwortliche des insolventen Edelmetallhändlers PIM Gold. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 49- und dem 52-Jährigen schweren Betrug vor, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet. Der Prozess verspricht langwierig zu werden: Verhandlungstermine seien bis in den Juni 2021 terminiert, eine Verlängerung nicht ausgeschlossen. Bislang gehören der FAZ zufolge, die sich auf Angaben eines Gerichtssprechers stützt, circa 13 Meter Akten zu dem Verfahren. Rund 140 Zeugen seien geladen. Die Anklageschrift umfasse 226 Seiten.

Laut Anklage habe das Unternehmen aus dem hessischen Heusenstamm zwischen 2016 und September 2019 unter anderem viele sogenannte "Bonus-Gold-Verträge" abgeschlossen. Kunden wurde angeboten, sich mit einem Investment am Altgoldhandel zu beteiligen und von einem "Gold-Recyclingkreislauf" zu profitieren. In dessen Rahmen sollte physisches Gold für die Kunden eingelagert werden. Als die Ermittler im September 2019 die Lagerhallen vor Ort durchsuchten, fanden sie statt 3,38 Tonnen des Edelmetalls aber nur einen Bruchteil. Der Wert reicht bei weitem nicht, die Rückforderungen von mehr als 7.000 Kunden im Gesamtvolumen von aktuell 180 Millionen Euro zu erfüllen.

Verdacht auf Kreislaufgeschäfte
Die Strafverfolger gehen daher davon aus, dass die Verantwortlichen von PIM das Geld der Kunden nicht wie versprochen für den Altgoldhandel nutzen. Vielmehr wurde im Rahmen eines Schneeballsystems das durch Vermittler eingeworbene Geld von neuen Kunden dazu verwendet, die Ansprüche von Kunden zu erfüllen, die früher investiert hatten. "Es gibt Fälle mit überschaubaren Beträgen bis hin zu zigtausenden Euro", sagt der Sprecher der Darmstädter Staatsanwaltschaft.

"Das ist nicht ausermittelt", zitiert die FAZ die Rechtsanwältin des angeklagten 49-Jährigen, Ihr Mandant, der seit September 2019 wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft sitzt, habe bislang keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht und werde dies auch zum Prozessauftakt erst einmal nicht tun. Es werde in dem Prozess zunächst um Verfahrensfragen gehen. Die Anwältin geht der Zeitung zufolge ebenfalls von einem langen Verfahren aus: Die bislang geladenen Zeugen seien ausschließlich Zeugen der Anklage. "Wir haben bislang keine Zeugen geladen." Das werde erst im Zuge des Verfahrens entschieden. Der mitangeklagte 52-Jährige ist auf freiem Fuß. (jb)