Heinz Roth, Gründer des insolventen Container-Vermieters P&R, sitzt seit dem 12. September in Untersuchungshaft. Das melden das Handelsblatt und andere Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft München. Die Ermittler legen Roth Anleger-Betrug zur Last.

Der Insolvenzverwalter der Gesellschaft, Michael Jaffé, hatte Ende Juli aufgedeckt, dass von 1,6 Millionen Containern, die P&R an rund 54.000 Anleger verkauft hatte, nur 618.000 real existierten. Roth hatte Jaffé in den ersten Monaten nach Bekanntwerden der Pleite im März noch bei der Aufklärung geholfen.

Ermittler sehen Fluchtgefahr
Die Staatsanwaltschaft begründet den drastischen Schritt mit einer bestehenden Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Den Meldungen zufolge greifen die Ermittler in der Regel zu diesem Mittel, wenn Verdächtige gute Auslandskontakte haben. Der 75 Jahre alte Roth ist gebürtiger Österreicher und hat dort Familie. Roth könne aber wohl Haftbeschwerde einlegen, was er bislang aber noch nicht getan haben soll.

Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt zudem bereits seit Mai gegen mehrere ehemalige P&R-Manager. Zwei frühere Geschäftsführer sind allerdings inzwischen verstorbe: Im Juni wurde der Tod von Wolfgang Stömmer (57) vermeldet. Der langjährige Vertriebsleiter der P&R Gruppe war von 2013 bis 2016 Geschäftsführer unter anderem der P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH und von 2012 bis 2016 sogar Vorstandsmitglied der P&R AG. Stömmer war bereits 2016 aus der P&R Gruppe ausgeschieden. Sein früherer Geschäftsleiterkollege beim Containeranbieter Werner Feldkamp ist im Mai 2016 verstorben.

Schneeballsystem
Die aufsehenerregende Pleite des Container-Vermieters hält die Finanzbranche seit März in Atem. Nachdem die Insolvenz bekannt geworden war, wegen der Tausende von Anlegern um ihre Kapital fürchten – insgesamt sollen 3,5 Milliarden Euro investiert worden sein –, platzte Ende Juli eine weitere Bombe: Die bestellten Insolvenzverwalter erklärten, dass sich hinter dem P&R-Geschäftsmodell mutmaßlich ein Schneeballsystem verbirgt:

"Die neu eingeworbenen Gelder wurden dazu genutzt, laufende Verbindlichkeiten aus Mietzahlungen und Rückkäufen gegenüber Altanlegern zu begleichen. Da erhebliche Zahlungen für Container geleistet wurden, die es gar nicht gab, standen auch keine Mittel zur Verfügung, um die Containerflotte weiter aufzubauen und so die Fehlmengen zu reduzieren“, schrieb Jaffé damals in einer Presseaussendung. Der oben erwähnte Fehlbestand zwischen tatsächlich vorhandenen und laut P&R verkauften Containern hat sich ihm zufolge  insbesondere seit dem Jahr 2007 "immer weiter vergrößert".

Anleger erleiden aber nicht nur wegen der Phantom-Container möglichweise herbe Verluste. Die Verwertung der vorhandenen Container-Restbestände wird nach Berechnungen der Insolvenzverwalter bei marktgerechter Kalkulation niemals derart hohe Erlöse erzielen, um sämtliche Forderungen der Investoren begleichen zu können. (jb)