Die Bafin ermittelt mit Blick auf die börsennotierten Immobiliengesellschaften Publity und Preos nicht nur wegen des Verdachts der Marktmanipulation. "Wir prüfen den Handel in Publity und Preos auch auf möglichen Insiderhandel", teilt die Bundesanstalt auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit. Die Publity hält mehr als 80 Prozent der Aktien des Büroimmobilienkonzerns Preos. Von Insiderhandel spricht man, wenn jemand aufgrund von Insiderinformationen Papiere des betroffenen Unternehmens erwirbt oder veräußert.

Damit beziehen sich die Recherchen der Bafin auf ein größeres Spektrum möglichen Marktmissbrauchs als bisher bekannt. Am Montag (12.4.) hatte FONDS professionell ONLINE berichtet, dass die Behörde Untersuchungen wegen möglicher Marktmanipulation aufgenommen hat. Diese kann etwa bei der Veröffentlichung falscher, kursbeeinflussender Informationen oder Absprachen im Handel mit Wertpapieren vorliegen. Die Untersuchungen mit Blick auf Preos und Publity "betreffen unterschiedliche potenzielle Marktmanipulationsformen", so die Bafin auf Anfrage der Redaktion. Zur Frage, welche Vorwürfe konkret im Raum stehen oder gegen wen sich die Ermittlungen richten, äußert sich die Bafin mit Verweis auf "Verschwiegenheitsgründe" nicht.

"Keine Hinweise auf ein mögliches Fehlverhalten"
Die Publity-Gruppe hatte vergangene Woche nicht auf eine Anfrage von FONDS professionell ONLINE zu den Marktmanipulationsuntersuchungen reagiert. Am Dienstagnachmittag (13.4.) veröffentlichte das Unternehmen nun eine Stellungnahme. Dort betont die Gesellschaft, "dass ihr keinerlei Informationen über die möglichen Hintergründe einer solchen Untersuchung vorliegen". Die Bafin habe in dieser Sache bislang auch keinen Kontakt mit dem Unternehmen oder einem aktuellen beziehungsweise ehemaligen Organ der Gesellschaft gesucht. Die Preos äußerte sich gleichlautend.

Eine telefonische Anfrage bei der Bafin zu den Marktmanipulationsermittlungen habe lediglich ergeben, "dass es eine Untersuchung bezogen auf bestimmte 'Lebenssachverhalte' betreffend die Finanzinstrumente der Preos und der Publity gebe", heißt es in der Mitteilung. Im derzeitigen Stadium der Untersuchung gebe es keine offiziellen Verfahrensbeteiligten, habe die Bundesanstalt auf Anfrage des Unternehmens mitgeteilt.

Auf Basis interner Recherchen habe die Firmengruppe "aktuell keine Hinweise auf ein mögliches Fehlverhalten von Mitarbeitern oder Organen" der beiden Unternehmen gefunden. Sollten weitere Untersuchungen und Datenauswertungen der Bafin die Mitwirkung der Publity erfordern, sichere das Unternehmen "die volle Unterstützung" zu.

Die Großaktionäre beschwören ihre Treue
Die Publity informiert außerdem darüber, dass sie Rücksprache mit den Großaktionären gehalten und Einsicht in das Aktienregister genommen hat. Demnach hätten "von Seiten der Großaktionäre seit Mitte Februar 2021 keinerlei Käufe oder Verkäufe von Publity-Aktien stattgefunden".

Aktuell hält Thomas Olek, der ehemalige Vorstandschef des Unternehmens, über seine Beteiligungsgesellschaft rund 48 Prozent der Publity-Aktien. Weitere rund 39 Prozent der Papiere liegen bei einem "Konsortium aus strategischen Investoren", wie es in der Mitteilung heißt. Die Großaktionäre hätten dem Vorstand des Unternehmens zudem bestätigt, dass sie auch in den kommenden Monaten keinerlei Verkäufe von Publity-Aktien planten. (bm)