Frankreichs Großbanken Société Générale und BNP Paribas sowie HSBC, Natixis und die Exane-Sparte der BNP sind im Fokus der Ermittlungen, in deren Rahmen etwa 150 Ermittler am Dienstag (28.3.) Büros durchsuchten. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Paris mit. Die möglichen Geldbußen umfassen Strafen und aufgelaufene Zinsen. Voruntersuchungen im Zusammenhang mit den Razzien wurden im Dezember 2021 eingeleitet, so die Staatsanwaltschaft.

Die Razzien stehen im Zusammenhang mit einer als Cum-Cum bekannten Dividendenarbitrage-Strategie. Dabei übertragen Aktionäre Aktien für einen kurzen Zeitraum an im Ausland ansässige Investoren, um eine Besteuerung ihrer Dividenden zu vermeiden. Die ausländischen Anleger halten die Aktien dann während des Zeitraums, in dem die Dividenden ausgezahlt wurden, und werden nicht besteuert. Nach diesem Zeitraum gehen die Wertpapiere an den ursprünglichen Eigentümer zurück, und der eingesparte Betrag wird zwischen den Parteien aufgeteilt. Ein Sprecher von SocGen bestätigte, dass die Bank Teil der Untersuchung ist. Die anderen Banken reagierten zunächst nicht auf Anfragen.

Cum-Cum und Cum-Ex
An der französischen Untersuchung sind mehr als 160 Ermittler beteiligt – auch sechs Staatsanwälte aus Köln waren involviert. In Deutschland beschäftigt der Skandal um die Dividendenbesteuerung schon seit einem Jahrzehnt Politik und Justiz. Dort ging es überwiegend um Cum-Ex-Fälle, bei denen Steuergutschriften mehrfach bezogen werden. Händler schätzen, dass Cum-Ex fünf- bis sechsmal profitabler war als Cum-Cum. Dafür war Cum-Cum weitaus verbreiteter, insbesondere im Interbankenhandel, da die rechtlichen Risiken als viel geringer eingeschätzt wurden. (mb/Bloomberg)