Zum ersten Mal seit einem Interview mit der britischen Tageszeitung "The Times" vor rund drei Jahren hat sich der ehemals erfolgsverwöhnte Fondsmanager Neil Woodford öffentlich zum Scheitern seines früheren Vorzeigefonds Equity Income Fund geäußert, der bereits Mitte 2019 aufgrund massiver Liquiditätsengpässe geschlossen werden musste. In einem Kommentar auf seinem neuen Blog namens "Woodford Views" geht der Brite in die Offensive und erklärt, dass er die Attacken, die auf das Scheitern seines Unternehmens folgten, nicht verdient habe.

"Ich bin weder ein Held noch ein Schurke", erklärt er da in einem durchaus aufmüpfig wirkenden Ton. Er sei zwar nie der "Reichmacher der englischen Mittelschicht" oder "Großbritanniens Antwort auf Warren Buffett" gewesen, als was er zeitweise von der Presse gehandelt worden sei. "Aber ich glaube auch nicht, dass ich die Attacken verdient habe, denen ich nach dem Scheitern meines Unternehmens ausgesetzt war", schreibt der in Ungnade gefallene, ehemalige Erfolgsmanager.

Scharfe Kritik gab's nicht ohne Grund
Ohne Zweifel hätten die Anleger seines Fonds erhebliche Verluste erlitten, eine Bürde, die ihn heute noch schwer belaste. Und sein Investmentansatz sei zuweilen nicht ohne Grund und überaus scharf kritisiert worden. Seine Strategie sei aber immer bewertungsorientiert gewesen und habe stets auf einer fundamentalen Wirtschafts- und Unternehmensanalyse beruht. Im Grunde habe sich sein Ansatz nie wesentlich unterschieden von dem, den er auch während seiner 26 Jahre bei Invesco verfolgt habe, in denen er am Ende mehr als 32 Milliarden Pfund erfolgreich verwaltet habe, bevor er sich entschlossen habe, sein eigenes Unternehmen zu gründen.

Pikant: Woodfords öffentliche Stellungnahme über seinen neuen Blog erfolgte nur kurz nachdem die britische Finanzaufsicht (FCA) einen vorläufigen Untersuchungsbericht zur Schließung des Woodford Equity Income Funds vorgelegt hatte. Die FCA stellte darin fest, Woodford habe "ein fehlerhaftes und unangemessen enges Verständnis seiner Verantwortung" für das Management seines Aktienfonds an den Tag gelegt. Vorwürfe, auf die der Fondsmanager über seine Anwälte erklären ließ, die Feststellungen der FCA halte er für "beispiellos und grundlegend falsch". (hh)