Die Finanzierung der Klimaneutralität Deutschlands bis 2050 kann nur durch ein gemeinsames Engagement von Staat, Banken, Unternehmen und privaten Anlegern erreicht werden. Davon geht jedenfalls der Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung (SFB) aus. Das Gremium aus 34 Expertinnen und Experten aus Finanzwirtschaft, Realwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft, unterstützt von 19 Beobachtenden, schlägt in zwei jetzt veröffentlichten Diskussionspapieren steuerbegünstige Anlagemöglichkeiten für alle Bürgerinnen und Bürger vor.

"Wichtig ist, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern unterschiedliche Wege für attraktive Investitionen in die Nachhaltigkeit bieten", erklärt dazu Michael Dittrich, stellvertretender Generalsekretär bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und Leiter der Arbeitsgruppe Kapitalmarkt im Sustainable-Finance-Beirat. Gleichzeitig werde damit ein Beitrag zur Vermögensbildung in der breiten Bevölkerung geleistet, die bisher einen hohen Anteil ihres Kapitalvermögens in sehr niedrig verzinsten Anlagen hält. "Für den Staat ist die Finanzierung nachhaltiger Infrastruktur durch steuerbegünstigte Angebote an Kapitalanleger attraktiver, als wenn er dies selbst finanziert", so Dittrich.

"Klimasparen" für alle – das Konzept
Konkret schlägt die Arbeitsgruppe vor, allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, einen steuerbegünstigten "Klimasparplan" zu zeichnen. Die Steuerbegünstigung soll sich daraus ergeben, dass die Erträge auf die ersten 25.000 Euro der Einzahlungen von der Kapitalertragsteuer befreit werden. Die Laufzeit des "Klimasparplans" soll mindestens zehn Jahre betragen. Für Bürgerinnen und Bürger, die älter als 60 Jahre sind, soll die Mindestlaufzeit auf fünf Jahre reduziert werden. Zudem sollen Eltern die Möglichkeit haben, Sparpläne für ihre minderjährigen Kinder abschließen zu können. Eine vorzeitige Kündigung ist nur unter engen Voraussetzungen möglich.

Bei der Kapitalanlage der allokierten Mittel soll sich das Anforderungsniveau an der bestehenden EU-Regulierung, wie zum Beispiel dem EU-Green-Bonds-Standard oder anderen anerkannten Marktstandards, orientieren. Der Anlagehorizont soll unter anderem Green Bonds für die Finanzierung langfristiger Investitionen von Unternehmen in Nachhaltigkeit, aber auch Investitionen in Aktien von besonders nachhaltigen Unternehmen umfassen.

Als Anbieter des "Klimasparplans" sollen Sparkassen, Volksbanken, Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften fungieren. Der "Klimasparplan" richtet sich dabei insbesondere an Kleinsparer und orientiert sich an einem ähnlichen Anlageprodukt aus Frankreich, das in Kürze realisiert werden soll.

"Nationaler Transformationsfonds" für Vermögendere
Mit Blick auf vermögendere Privatanleger schlägt der SFB einen neuen "Nationalen Transformationsfonds" vor. Leitbild für die Struktur sollen offene Immobilien- oder Infrastrukturfonds sein. Auch für den "Transformationsfonds" sollen Banken, Sparkassen, Volksbanken, Versicherungen und Fondsgesellschaften zur Auflage und zum Vertrieb zertifiziert werden.

Die allokierten Mittel sollen insbesondere einen Beitrag zur Finanzierung nachhaltiger Infrastruktur, wie zum Beispiel von Leitungsnetzen, Ladestationen oder Speichersystemen, leisten. Auch die Finanzierung nachhaltiger Start-ups soll möglich sein. Bis zu einer Anlagesumme von 100.000 Euro sollen die Erträge kapitalertragsteuerbefreit sein.

"Wir benötigen enorme Geldsummen, um unsere Wirtschaft zukunftsfest und resilient zu machen", erklärt dazu Silke Stremlau, Vorsitzende des Sustainable-Finance-Beirats. Ein "Klimasparplan" für alle ermögliche vielen Menschen in Deutschland, sich daran aktiv zu beteiligen. Privates Kapital erfahre damit wirklichen Impact.

Wer sich über die Details der beiden Produktvorschläge informieren möchte: Die vollständigen Diskussionspapiere können auf der Website des Sustainable-Finance-Beirats (externer Link) eingesehen werden. (hh)