Anlageberater stehen dem neuen Ex-post-Kostenausweis überwiegend kritisch gegenüber. Dies zeigt eine Umfrage, bei der FONDS professionell ONLINE wissen wollte, ob Finanzprofis in der neuen Kosteninformation einen Grund zur Sorge sehen. Bei über 65 Prozent der 229 Berater, die an der Befragung teilnahmen, ist dies der Fall. Sie befürchten, dass der Report Kunden vor allem verärgert statt sie zu informieren und dass er deshalb zu unangenehmen Nachfragen führen wird. In Österreich hingegen sind die Anlageberater deutlich weniger beunruhigt. Hier gehen von 89 Umfrage-Teilnehmern nur knapp 44 Prozent davon aus, dass es aufgrund des Ex-post-Kostenausweises zu Unmut bei Anlegern kommen könnte.

Banken und Fondsplattformen verschicken die Ex-post-Kosteninformation derzeit an ihre Kunden. Dazu sind die Institute seit Inkrafttreten von Mifid II am 3. Januar 2018 verpflichtet. Das gilt zumindest dann, wenn eine laufende Geschäftsbeziehung besteht, bei der die Bank Bestandsprovisionen vereinnahmt und dem Kunden dafür "laufende Vorteile" gewährt. Einmal im Jahr müssen Anleger ein solches Reporting erhalten – 2019 zum ersten Mal.  

Zum Teil veraltete Zahlen
Der Report soll Kunden eigentlich über sämtliche Produkt- und Dienstleistungskosten detailliert informieren, die im Zusammenhang mit einer Geldanlage entstanden sind. Allerdings dürften die Zahlen, die Anleger in der Kosteninformation vorfinden, oft eher Verwirrung und entsprechende Nachfragen bei Beratern auslösen. Ein Grund dafür: Banken waren gezwungen, zum Teil mit veralteten Daten zu arbeiten. Welche Kosten in einem Fonds tatsächlich angefallen sind, steht schließlich erst fest, wenn der testierte Jahresbericht vorliegt. Solange das nicht der Fall ist, fließen die Vorjahreszahlen in die Kostenausweise ein.

Während weit über die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer aufgrund von teilweise veralteten, unverständlichen Zahlen und schlecht nachzuvollziehenden Berechnungsmethoden Irritationen bei den Anlegern kommen sehen, nehmen es gut 20 Prozent der Berater lockerer. Nachfragen erwarten sie zwar schon. Der Ex-ante-Kostenausweis, den Kunden vor einer Geldanlage erhalten müssen, hätte allerdings für deutlich weniger Wirbel gesorgt als im Vorfeld befürchtet. Ähnlich werde es auch beim Ex-post-Report sein, glauben die entspannteren Berater. In Österreich sind sogar fast 30 Prozent der Befragten dieser Ansicht.

Sachliche Diskussionen
Immerhin 14 Prozent der Umfrage-Teilnhemer glauben, dass sie Diskussionen über den Ex-post-Kostenreport mit ihren Kunden ganz sachlich führen können. Diesen sei inzwischen schließlich bewusst, dass Beratung zu Geldanlagefragen ihren Wert hat und nicht umsonst zu haben ist. Unter Anlageberatern in Österreich ist der Optimismus diesbezüglich deutlich größer: 27 Prozent der Umfrage-Teilnehmer vertreten diese Meinung. (am)