Das Münchner Ifo-Institut schlägt ein neues Instrument vor, das Vermögensbildung und Altersversorgung stärken soll: einen sogenannten "Deutschen Bürgerfonds". Dies berichten diverse Medien, unter anderem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). In einer aktuellen Studie präsentieren die Wissenschaftler die Idee für einen Fonds, der günstige Kredite aufnehmen und die Mittel an den Finanzmärkten anlegen soll. 

Der Staat könne seine hervorragende Bonität nutzen, um mit den Gewinnen die Rentenversorgungslücke bei Geringverdienern zu schließen, schreiben die Autoren der Studie. Da die Bürger selbst keine zusätzlichen Einzahlungen aus ihrem Einkommen leisten müssten, um kollektiv Vermögen aufzubauen, wäre das Instrument vor allem für Einkommenschwache interessant.

Kapitalleistung für Rentner
Die deutschen Staatsschulden hätten mittlerweile die europäische Verschuldungsgrenze von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts unterschritten. In Zeiten hoher Renditedifferenzen zwischen Bundesanleihen und anderen Kapitalmarktanlagen könnte der Bund daher im Einklang mit den geltenden Verschuldungsregeln neue Verbidlichkeiten aufnehmen oder den Schuldenabbau verlangsamen. Die Mittel sollten dann international breit diversifiziert angelegt werden. Die Differenz zwischen Schuldendienst und Anlagerrendite könnte in eine Kapitalleistung für die Bürger fließen, analog zur Lebensversicherung.
 
Die Kalkulation der Ifo-Instituts: Legte der Bund ab heute 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr für alle Erwerbsfähigen an, ergäbe sich nach 50 Jahren bei einer durchschnittlichen Renditedifferenz von zwei Prozentpunkten ein Ertrag von gut 16.000 Euro pro Kopf. Dieser könnte mit Erreichen des Rentenalters von 67 Jahren ausgezahlt werden. Bei einer durchschnittlichen Renditedifferenz von drei Prozentpunkten würde die Kapitalleistung sogar auf etwa 30.000 Euro pro Person steigen. Die erste volle Leistung würde die Generation erhalten, für die der Fonds während des gesamten Erwerbsalters Erträge angesammelt hat. Für rentennähere Jahrgänge fielen die Summen geringer aus.

Bundesbank könnte Verwaltung übernehmen
Erhalten soll die Zahlung die gesamte Wohnbevölkerung in Deutschland ab dem 15. Lebensjahr. Den Experten des Ifo-Instituts zufolge sollte die Verwaltung des Bürgerfonds dem politischen Tagesgeschäft entzogen sein. Stattdessen könnte sie etwa durch die Bundesbank erfolgen. (am)