Die EZB droht in ihren Schreiben mit Strafgeldern, wenn die Institute ihr Management von Klimarisiken nicht besser in den Griff bekommen, berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg" unter Berufung auf informierte Kreise. In den in den letzten Wochen verschickten Briefen nennt die EZB den Banken individuelle Fristen, um die festgestellten Schwachstellen in dem Bereich zu beheben. Die in regelmäßigen Abständen zu zahlenden Strafgelder zeigen, dass die Geduld der EZB gegenüber Nachzüglern beim Klimaschutz nachlässt. Eine EZB-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme ab.

Die EZB hat wiederholt davor gewarnt, dass Banken nicht genug tun, um sich auf die Auswirkungen vorzubereiten, die extreme Wetterereignisse auf ihre Aktiva haben können. Auch das Risiko, dass Kunden mit einem großen CO2-Fußabdruck ihre Geschäftsgrundlage verlieren könnten, werde nicht ernst genug genommen. 

Tagessatz von bis zu 1,4 Millionen Euro
Der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der EZB, Andrea Enria, hat in einem Interview mit "Bloomberg" jüngst einen stärkeren Fokus auf periodische Strafgelder als Alternative zu Kapitalzuschlägen als Durchsetzungsinstrument ins Gespräch gebracht. Bei diesen periodischen Strafgeldern käme bis zu sechs Monate lang ein Tagessatz zur Anwendung, der bis zu fünf Prozent des durchschnittlichen täglichen Ertrags betragen kann. Bei einer Bank mit zehn Milliarden Euro Jahresertrag wären das bis zu 1,4 Millionen Euro.

Die EZB-Drohung ist das jüngste Signal dafür, dass die Behörden in der Europäischen Union den Druck auf die Finanzbranche erhöhen, ihren Umgang mit ESG-Risiken zu verbessern. ESG steht für Themen, die Umwelt- und Sozialaspekte sowie verantwortungsvolle Unternehmensführung betreffen. Letzten Monat erklärte die Europäische Bankenaufsichtsbehörde, dass sie den Rahmen für Kapitalanforderungen überarbeiten werde, um ESG besser zu berücksichtigen.

Die Schwere der von der EZB festgestellten Mängel variiert von Bank zu Bank. Laut Insidern ist es unwahrscheinlich, dass alle, die einen Brief erhalten haben, auch von den Strafgeldern betroffen sein werden.

EZB-Direktoriumsmitglied Frank Elderson sagte in diesem Monat, dass eine Reihe von Banken eine für März dieses Jahres gesetzte Zwischenfrist nicht eingehalten haben. Er nannte das Beispiel von Banken, die "noch keine angemessene Bewertung" der Auswirkungen von Klima- und Umweltrisiken in ihren Portfolios durchgeführt haben. Genau das sei "der grundlegende Ausgangspunkt für das Management jeder Art von Risiko". (mb/Bloomberg)