Amerikanische Behörden ordneten offenbar an, dass Banken die persönlichen Mobiltelefone von mehr als 100 Investmentbankern systematisch durchleuchten. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg" und beruft sich auf nicht näher benannte Quellen. Demnach handelt es sich um die bisher größte Untersuchung von heimlichen Nachrichtenübermittlungen auf Chat-Plattformen wie Whatsapp.

Die US-Wertpapieraufsicht SEC hat den Instituten Listen von Schlüsselpositionen zugesandt, die kontrolliert werden müssen. Dabei soll es sich unter anderem um Leiter bestimmter Investmentbanking-Teams oder Handelsabteilungen handeln. Die Mitarbeiter in diesen Positionen seien angewiesen worden, ihre Telefone auszuhändigen, berichtet "Bloomberg". Die Fahnder wollen damit prüfen, wie intensiv Wall-Street-Profis nicht-zugelassene Messaging-Plattformen nutzen, um miteinander oder mit Kunden zu kommunizieren.

Bürotratsch durchforstet
Gemäß den Vorschriften sind Wertpapierfirmen verpflichtet, Überwachungssysteme einzurichten und die schriftliche Kommunikation zu archivieren. Mitarbeiter der gesamten Branche verwenden Messaging-Apps im Privatleben und viele begannen, darüber miteinander zu chatten. Als die Pandemie die Banker dazu zwang, von zu Hause aus zu arbeiten, nahm die Zahl der Textnachrichten zu.

Die Aufforderung zur Durchsuchung der Mobilgeräte gilt als heikel. Immerhin wird dabei jahrealter Bürotratsch und sogar sehr Privates durchforstet. Daher hätten die Banken externe Anwälte mit den Überprüfungen beauftragt. Diese sollen als Vermittler fungieren und eine gewisse Privatsphäre wahren. Zudem geht es den Aufsichtsbehörden zunächst weniger um Inhalte, als die Frage, wer wie oft illegale Messaging-Kanäle verwendet hat.

Auch Deutsche Bank durchleuchtet Handys
Vor etwa einem Jahr war bekannt geworden, dass die Großbank JP Morgan Chase die Nutzung externer Apps durch einige Mitarbeiter untersucht hatte. Diese Überprüfung mündete in Entlassungen und Geldstrafen in Höhe von 200 Millionen US-Dollar (rund 190 Millionen Euro). "Leider haben wir in der Vergangenheit Verstöße auf den Finanzmärkten gesehen, die über inoffizielle Kommunikationskanäle begangen wurden", sagte damals der Vorsitzende der SEC, Gary Gensler.

Seit der Abmahnung von JP Morgan unternahmen andere Banken Schritte, um die Nutzung von Nachrichten-Apps einzudämmen. So geht die Deutsche Bank gegen die Kommunikation über private Kanäle vor. Der Leiter der Rechtsabteilung, Stefan Simon, sagte auf der Hauptversammlung, die Deutsche Bank sei Teil einer "branchenweiten" Untersuchung der US-Aufsichtsbehörden über die Nutzung privater Kommunikationskanäle. Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin startete eine Überprüfung. Der Chef der Fondstochter DWS, Asoka Wöhrmann, war wegen der angeblichen Nutzung eines privaten E-Mail-Accounts für Firmenzwecke in die Kritik geraten. (Bloomberg/ert)