Die britische Finanzaufsicht FCA wirft dem einstigen Starmanager Neil Woodford ein "mangelhaftes und unangemessen enges Verständnis seiner Verantwortung für das Management von Liquiditätsrisiken" vor. Die Behörde legte einen vorläufigen Untersuchungsbericht zu der Schließung des Woodford Equity Income Fund vor. Das Portfolio musste im Sommer 2019 eingefroren werden und wird derzeit liquidiert. Der Grund für das Einfrieren des Fonds war, dass Anleger nach einer anhaltenden Leistungsschwäche immer mehr Geld abzogen.

Die FCA wirft in einem Bericht zu dem Fall Woodford und seiner Gesellschaft Woodford Investment Management vor, kein angemessenes Liquiditätsprofil für den Fonds aufrecht erhalten und nicht angemessen auf die Verschlechterung der Liquidität des Portfolios reagiert zu haben. Auch dem Administrator des Fonds, der Gesellschaft Link Fund Solutions, wirft die Behörde Defizite vor. "Link Fund Solutions hat bei der Verwaltung des Woodford Equity Income Fund nicht mit der gebotenen Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit gehandelt", so die FCA.

Vorwürfe zurückgewiesen
Die FCA hat Verwarnungen an Woodford und seine Gesellschaft ausgesprochen, aber noch kein finales Urteil gefällt. Woodford und seine Gesellschaft weisen die Vorwürfe der FCA zurück. "Woodford IM und Herr Woodford sind mit dem Befund der FCA nicht einverstanden, der ihrer Meinung nach beispiellos und grundlegend falsch ausgelegt ist", teilte eine Anwaltskanzlei mit. "Die Feststellungen werden von Woodford IM und Herrn Woodford angefochten."

Link Fund Solutions hatte zuvor bereits einer Entschädigungszahlung in Höhe von 235 Millionen Pfund an die Anleger des Equity Income Fund zugestimmt. Die Gesellschaft betonte nun, dass sie auf der Grundlage zugestimmt habe, dass es "kein Eingeständnis der Haftung" gebe. Ansonsten hätte das Unternehmen die Vorwürfe der FCA zurückgewiesen. Die Entschädigungsleistung wird derzeit an die Anteilseigner ausbezahlt. Link Fund Solutions wurde an die Waystone-Gruppe verkauft.

Auf Guernsey gelistet
Der Woodford Equity Income Fund war einst ein Flaggschiff-Fonds, in den viele britische Privatanleger investiert hatten. Im Jahr 2017 war das Portfolio immerhin 10,3 Milliarden Pfund schwer. Bis zum Sommer 2019 schrumpfte das Vermögen aber auf 3,7 Milliarden Pfund. Woodford hatte in zum Teil illiquide Titel investiert. Um die Vorschriften zu umgehen, die eine Maximalquote von nicht-börsennotierten Titeln vorgeben, ließ er einige Papiere auf dem Parkett der Kanalinsel Guernsey listen, wie Ermittlungen der FCA zutage förderten. (ert)