Zu nah am Index: Anleger verklagen ihren Fondsanbieter
Nur mit wirklich aktivem Asset-Management lassen sich die vergleichsweise hohen Gebühren von Publikumsfonds rechtfertigen, heißt es immer wieder. Eine Gruppe schwedischer Investoren will ihren Anbieter jetzt zur Rechenschaft ziehen.
Swedbank Robur, der zweitgrößte Fondsanbieter Schwedens, muss sich wegen angeblich zu indexnah gemanagter Investmentfonds vor Gericht verantworten. Einer Sammelklage, die die Aktionärsvereinigung Swedish Shareholders' Association (SSA) vergangene Woche eingereicht hatte, hätten sich mehr als 2.500 Anleger angeschlossen, berichtete die "Financial Times" (FT) am Montag.
Die Aktionärsvereinigung stört sich daran, dass die Swedbank-Tochter zwei Fonds als aktiv gemanagt vermarktete und entsprechend hohe Gebühren verlangte, obwohl sie im Wesentlichen nur den zugrundeliegenden Index abbildeten. SSA-Chef Carl Rosen räumte gegenüber der FT ein, es sei schwierig, diesen Prozess zu gewinnen, denn es sei das erste Mal, dass sogenannte "Closet Trackers" vor Gericht thematisiert würden. "Die Industrie wird eine Unzahl von Anwälten auffahren, um unsere Position zu bekämpfen", sagte er. Doch auch ohne Sieg vor Gericht sei er zuversichtlich, dass der zunehmende Druck die Branche zu einem Umdenken bewege (siehe hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Redakteur Bernd Mikosch: "Wer am Index klebt, schadet nicht nur seinen Anlegern").
Viele Fonds kleben am Index
Die SSA hatte vor einem Jahr eine Kampagne gestartet, in der sie die "Closet Trackers" brandmarkt, und ein Online-Tool entwickelt, mit dem Schwedens Privatanleger testen können, wie nah ihr Fonds am Index klebt. Der FT zufolge hat ein Anbieter bereits reagiert. Er bezeichnet ein bis dato als aktives Produkt vermarktetes Portfolio inzwischen als Indexfonds – Gebührensenkung inklusive.
Fälle verkappter Indexfonds gibt es auch außerhalb Schwedens. Die dänische Finanzaufsicht untersuchte im September, wie weit verbreitet das Phänomen bei den von ihr kontrollierten Asset-Managern ist, berichtet die FT. Demnach muss fast jeder dritte der insgesamt 188 dänischen Fonds als "Closet Trackers" gelten. Das britische Investmenthaus SCM Private hatte schon im vergangenen Jahr eine Studie vorgelegt, nach der 46 Prozent der heimischen Aktienfonds ihren Index nahezu eins zu eins nachbilden. (bm)
