Seit sechs Monaten ist das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) nun in Kraft. Wenn es nach den Führungskräften der Versicherungswirtschaft geht, dann ist von einer weiter anhaltenden Konsolidierung unter Anbietern und Vermittlern auszugehen. Das jedenfalls signalisiert der Tenor des Innovalue-Versicherungs-Roundtables zum Thema LVRG in Hamburg, an dem rund 30 Vorstände und Führungskräfte aus der Versicherungsbranche teilgenommen haben.

"Das LVRG setzt die Versicherer neben weiteren Regulierungsinitiativen, Zinskrise und Digitalisierung gehörig unter Druck", erklärt dazu Christian Mylius, Managing Partner der Innovalue Management Advisors, einem auf die strategische Managementberatung von Finanzdienstleistern spezialisierten Unternehmen, das dieses Hamburger Event bereits seit zehn Jahren regelmäßig organisiert. "Neben den unmittelbaren Abschlusskosten rücken zunehmend auch die mittelbaren Abschlusskosten in den Fokus", so Mylius weiter. "Wer schon jetzt an der finanziellen Belastungsgrenze ist, für den sieht der kurzfristige Ausblick nicht eben rosig aus."

Weitere Senkung bei Abschlussprovisionen erwartet
Hinsichtlich der Abschlussprovisionen erwarten die Teilnehmer noch weitere Senkungen. „Die Anpassung an den neuen Höchstzillmersatz läuft, wird allerdings in den verschiedenen Häusern sehr unterschiedlich gehandhabt“, fasst Mylius die Debatte zusammen. "Nur die wenigsten Anbieter reduzieren 'hart' auf 25 Promille und auch eine Ausweitung der Haftzeit wird sich erst mal nicht durchsetzen." Insgesamt sei aber davon auszugehen, dass das Vergütungsniveau weiter sinken wird.

Zudem rechnen die Teilnehmer des Roundtables mit einer weiteren Konsolidierung unter Versicherern und Vermittlern. Finanzstarke Anbieter werden Marktanteile gewinnen, während finanzschwache Anbieter aufgeben werden. Insbesondere der Vertrieb steht demnach unter großem Druck und sucht nach Alternativen. Dabei rücken zusätzliche laufende Einnahmequellen weiter in den Vordergrund. "Große, finanzkräftige Marktteilnehmer können die aktuelle Phase besser überstehen als die kleinen Anbieter und Makler", so Mylius. "Das ist keine Überraschung, wobei Zweifel bestehen, ob der Gesetzgeber diese Auswirkung bei der Verabschiedung des LVRG im Sinn hatte. Zudem ist eine weitere Verschärfung der regulatorischen Bedingungen nicht auszuschließen, sollte die Branche zu zögerlich agieren."

"Vorsicht vor ruinösem Preiskampf im BU-Bereich"
Die Diskutanten waren sich zudem einig, dass im Kontext des LVRG biometrische Produkte noch stärker an Bedeutung gewinnen werden. Sie rechnen mit zwei wichtigen Konsequenzen. Erstens: Mit steigender Relevanz des Marktsegments werden immer mehr Anbieter darin aktiv werden, wodurch sich der Wettbewerbsdruck erhöht. Und bei stärkerem Wettbewerb wird zweitens auch die Rentabilität in den betroffenen Produktbereichen sinken. "Die Branche muss aufpassen, dass die BU nicht zu einer 'zweiten Kfz' mit teilweise ruinösem Preiskampf und sinkenden Margen wird", erklärt dazu Mylius.

Hintergrund zu Innovalue Management Advisors:
Der "Innovalue Versicherungs-Roundtable" ist seit mehr als zehn Jahren ein etablierter Think-Tank. Beim diesjährigen Spezialroundtable zum Thema LVRG im Anglo German Club in Hamburg kamen am 22. Juni rund 30 Vorstände und Geschäftsführer von internationalen und nationalen Versicherern sowie aus führenden Maklerhäusern, Maklerpools und Finanzvertrieben zusammen. Innovalue selbst ist eine strategische Managementberatung für die Finanzdienstleistungsindustrie, die sich auf die Bereiche Insurance, Payment und Banking spezialisiert hat. (hh)