"Man muss sich klar machen, dass eine erfolgreiche Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in der Geldanlage nur dann gelingen kann, wenn Politik, aber auch die Gesellschaft insgesamt und nicht zuletzt die Unternehmen, die entsprechendes Kapital zur Verfügung stellen, im Dialog miteinander für eine neue Perspektive sorgen und zusammenarbeiten." Das sagte Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder in einem Video-Interview, das die Redaktion mit ihm im Anschluss an seinen Eröffnungsvortrag beim diesjährigen FONDS professionell KONGRESS in Mannheim führen konnten. Von daher begrüße er es durchaus, wenn gerade in der jüngsten Zeit vor allem große Finanzdienstleister wie Blackrock oder State Street signalisierten, dass Nachhaltigkeitsaspekte künftig deren Anlagestrategie bestimmen werden.  

Ein von vielen Marktteilnehmern gefordertes "Divestment", also den Abzug von Investitionen aus Unternehmen, deren Aktivitäten als klimaschädlich betrachtet werden, hält Schröder allerdings für den falschen Ansatz. "Entweder man investiert Kapital in eine Firma, um sie zu nachhaltigem Wirtschaften anzuhalten beziehungsweise um ihr eine neue Perspektive zu geben", so Schröder, "oder man deinvestiert, um sie gewissermaßen zu bestrafen. Letzteres ist für mich der falsche Weg, denn mit Bestrafung hat man noch nie wirklich Gutes zu Wege gebracht."

Fürsprecher der Altersvorsorge
Im Interview nahm Schröder auch Stellung zu seiner neuen Rolle als Vorstandsmitglied beim Würzburger Versicherungsmakler BVUK – das Kürzel steht für "Betriebliche Vergütungs- und Versorgungssysteme für Unternehmen und Kommunen". Ihm gehe es darum, durch sein Engagement das wichtige Thema einer zusätzlichen privaten und betrieblichen Altersvorsorge zu fördern. Und schließlich nahm Schröder auch Stellung zu zwei von seinem Parteikollegen, Finanzminister Olaf Scholz, verantworteten Themen, der Finanztransaktionssteuer und der schwarzen Null. (hh)