Nur wenige Tage vor dem EU-Referendum hat sich ausgerechnet George Soros in einem Beitrag in der britischen Tageszeitung "Guardian" zu Wort gemeldet und die Briten gewissermaßen vor einem "Schwarzen Freitag" gewarnt. Der Investor rechnet mit einer Abwertung des britischen Pfund von mehr als 20 Prozent, sollten sie am Donnerstag gegen einen Verbleib in der Union stimmen.

Ein Crash in dieser Größenordnung würde sogar das Ausmaß der Pfundkrise im September 1992 übertreffen. Soros erlangte damals internationale Berühmtheit, weil er mit hohen Summen systematisch gegen das Pfund wettete und so eine der geschichtsträchtigsten Krisen des Landes mitauslöste. Am "Schwarzen Mittwoch" brach die Währung um bis zu 15 Prozent ein, was dem Exil-Ungar einen Milliardengewinn und den Beinamen "The man who broke the Bank of England" ("Der Mann, der die Bank von England sprengte") einbrachte.

Auch die volkswirtschaftlichen Folgen wären heute weit schwerwiegender. Soros rechnet im Brexit-Fall mit einer Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. "Die Entwicklung war damals langfristig positiv, da das Pfund überbewertet war und die Regierung von ihrer Obligation befreit wurde, es verteidigen zu müssen – samt viel zu hoher Zinsraten", so Soros. 

Gründe für drohenden Brexit-Gau
Mit Zinsraten von einem halben Prozent wäre der Spielraum der Notenbank heute begrenzt, um auf einen Crash reagieren zu können. Außerdem würde die Regierung weitgehend von ausländischem Kapital abgeschnitten und bekäme so arge Refinanzierungsnöte. Letztlich würden heute auch viel weniger Experten glauben, dass ein billigeres Pfund die Industrieproduktion ankurbeln könnte.

Britische Wähler stimmen am Donnerstag über den Verbleib des Landes in der EU ab. Die von Sauren Fonds-Research berechnete Wahrscheinlichkeit für den Brexit, basierend auf den Quoten von 20 bedeutenden englischen Buchmachern inklusive der drei wichtigsten englischen Wettbörsen, liegt per 21. Juni 2016 bei 24,2 Prozent. (dw)