Bafin-Chef Hufeld: "Gleichberechtigte Existenz von Provision und Honorar"
Bafin-Chef Felix Hufeld bezieht im Interview mit FONDS professionell klar Stellung zur Frage eines möglichen Provisionsverbots. Mit Blick auf die Abschaffung des Beratungsprotokolls enttäuscht er jedoch die Hoffnung einiger Branchenteilnehmer.
Felix Hufeld, der Präsident der Finanzaufsicht Bafin, hat sich gegen ein Provisionsverbot in Deutschland ausgesprochen. "Ich halte überhaupt nichts davon, den Menschen vorzuschreiben, wie sie Produkte erwerben sollen und wie sie dafür zu bezahlen haben, sondern ich bin ein großer Anhänger der gleichberechtigten Existenz von Provisions- und Honorarberatung", sagte er im Interview mit FONDS professionell, das in voller Länge in der aktuellen Heftausgabe des Magazins erscheint. "Ich halte es auch für reichlich naiv zu glauben, dass in der Honorarwelt grundsätzlich treusorgende, ehrliche, nur dem Interesse der Kunden verpflichtete Berater unterwegs sind, während auf der Provisionsseite verdeckte Eigeninteressen regieren."
In beiden Welten sei es wichtig, transparent und fair zu agieren und das Interesse des Kunden im Blick zu behalten – völlig losgelöst von der Form der Vergütung, so Hufeld. "Nebenbei bemerkt: Man kann nicht einen Mangel an Wertpapierkultur in Deutschland beklagen und den vorherrschenden Vertriebsweg verbieten, der dafür sorgen könnte, genau diese Kultur zu stärken."
"Effektivere Protokollierung"
Hufeld äußerte sich im Interview auch zu den Plänen der Bundesregierung, das unbeliebte Beratungsprotokoll durch eine Geeignetheitserklärung zu ersetzen – so wie es die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II vorsieht. Er sehe durchaus "Möglichkeiten, die Protokollierung künftig effektiver zu gestalten", sagte er.
Die Hoffnung einiger Branchenteilnehmer, künftig vollständig mit Textbausteinen arbeiten zu können, was die Arbeit der Anlageberater erheblich erleichtern würde, muss er jedoch enttäuschen. "Es würde mich wundern, wenn man in der Geeignetheitserklärung völlig auf eine Individualisierung verzichten könnte. Wir legen in unserer Aufsichtspraxis großen Wert darauf, dass die Protokolle tatsächlich die konkrete Beratungssituation widerspiegeln. Das wird sicherlich auch künftig der Fall sein." Er rechne damit, dass es künftig eine Mischung aus vorbereiteten und individualisierten Passagen geben wird. (bm)
Das vollständige Interview mit Felix Hufeld lesen Sie in der aktuellen Heftausgabe 1/2016 von FONDS professionell, die den Abonnenten in diesen Tagen zugestellt wird. Der Bafin-Präsident äußert sich darin unter anderem auch zu Investmentfonds, die zu stark am Index kleben, eine möglicherweise schärfere Regulierung von ETFs, die Herausforderungen, die die Niedrigzinsphase für Banken und Versicherer mitbringt, und das Hickhack um die Verschiebung der Finanzmarktrichtlinie Mifid II.
Kommentare
Mischmodell ist die Zukunft
AntwortenDer Gesetzgeber gibt nur Rahmenrichtlinien vor. Durch die „Beweislastumkehr“ werden die Richter den jeweiligen Beratungsprozess wie „auf hoher See“ individuell beurteilen.
Frank L. Braun am 30.03.16 um 17:45Wohl dem, der diese „individuelle Finanzfortbildung“ seiner potenziellen Kunden gegen Honorar absichert, denn vor einem erhofften Abschluss werden immer 3-4 Termin erforderlich sein, wenn man die Inhaltsvorgaben aus Brüssel gelesen hat.
Anm. Wird der Mehrwert dieser Dienstleistung nach DIN ISO 22222 aufgezeigt, verstehen alle Menschen die Honorar-Option auf Anhieb. s. eBook bei mwsbraun.de