Die Finanzaufsicht Bafin hat den deutschen Zweig der kanadischen Maple Bank geschlossen. Das Geldinstitut darf ab sofort außer zur Schuldenbegleichung keine Zahlungen mehr vornehmen, keine Vermögenswerte veräußern und muss den Kundenverkehr beenden, teilte die Behörde mit. Grund für diesen drastischen Schritt ist der Bafin-Meldung zufolge eine drohende bilanzielle Überschuldung.

Man habe das Moratorium anordnen müssen, um die Vermögenswerte in einem geordneten Verfahren zu sichern, teilte die Bafin zur Begründung weiter mit. Die Einlagen der Kunden sind aber im Rahmen des Einlagensicherungsgesetzes geschützt. Das Institut gehört der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) an. Die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Entschädigung von bis zu 100.000 Euro je Einleger liegen demncah vor, wenn die Bafin den Entschädigungsfall festgestellt hat.

Spezialinstitut ohne Systemrelevanz
Die Maple Bank ist ein Nischenanbieter im Investmentbanking mit Fokus auf Einzelstrategien. Sie ist auf den Wertpapier- und Derivatemärkten in West- und Nordeuropa und in Nordamerika aktiv. Das Geldinstitut hat nach Aussage der Bafin aber keinerlei Systemrelevanz, seine finanziell prekäre Lage stelle "keine Bedrohung für die Finanzstabilität dar", urteilten die Aufseher. Die Bilanzsumme des deutschen Maple-Bank-Ablegers belief sich zum 4. Februar auf gerade mal fünf Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der Deutschen Bank liegt bei etwa 1.600 Milliarden Euro.

Im vergangenen September hatte es bei der Maple Bank Durchsuchungen im Zusammenhang mit Vorwürfen wegen großangelegter Steuerhinterziehungen und Geldwäsche gegeben, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten. Zuvor war die Bank vor allem dafür bekannt, dass sie in die letztlich gescheiterte Übernahme des Volkswagen-Konzerns durch den Sportwagenhersteller Porsche verwickelt war.

Seltene Fälle
Dass in Deutschland eine Bank von der Finanzaufsicht geschlossen wird, ist höchst selten. Zumeist handelt es sich um regionale Geldhäuser oder spezialisierte Nischenanbieter. Hier eine kleine Chronik:

  • Fxdirekt Bank: Der Broker mit Sitz in Oberhausen muss im Dezember 2012 auf Anordnung der Bafin wegen Überschuldung schließen. Zuletzt hatte Fxdirekt rund 3200 Kunden.
  • Noa Bank: Die Bafin schließt die Bank aus Düsseldorf im August 2010. Dem Institut hätte nach dem Insolvenzantrag die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Die Kunden bekommen Geld von der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken.
  • Weserbank: Die Weserbank war während der Finanzkrise die einzige Bank in Deutschland, die der Staat umkippen ließ. Das fast 100 Jahre alte Geldhaus musste im April 2008 schließen. (jb/ps)