Dass einige deutschen Versicherer aufgrund der Niedrigzinsen Probleme haben, die Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden einzuhalten, ist nicht neu. Dass die Finanzaufsicht Bafin aber meint, dass der Versicherungssektor nur bis 2018 als sicher anzusehen ist, schon.

"Versicherer über einen Zeitraum von acht bis elf Jahren als sicher zu bezeichnen, halte ich für mutig", wird Frank Grund, oberster Versicherungsaufseher der Bafin, im Interview mit dem Wall Street Journal (WSJ) zitiert. "Nach heutigen Erkenntnissen würde ich eine Gefahr für die deutschen Versicherer bis 2018 ausschließen", ergänzt Grund.

Die Aussagen Grunds sind in einen Artikel des WSJ eingebettet, der die aktuell missliche Lage der Assekuranz beschreibt: Einerseits sind die Gesellschaften durch Solvency II gezwungen, ihre Kapitaldecke zu stärken und gleichzeitig Rendite für ihre Kunden, darunter solche mit hochverzinsten Altverträgen, zu erwirtschaften. Auf der anderen machen die niedrigen Zinsen es immer schwieriger, diese Erträge zu generieren. In Deutschland kommt noch die Zinszusatzreserve dazu, die die Versicherer zurücklegen müssen, um die Ansprüche aus den Altverträgen zu erfüllen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

GDV optimistischer
So betrugen die verdienten Bruttobeiträge in der Branche im Jahr 2014 dem WSJ zufolge rund 89,9 Milliarden Euro, wie die jüngste Statistik der Bafin zeige. Einige Versicherer müssen aber auf laufende Kapitalanlagen eine Rendite von mehr als fünf Prozent verdienen, um ihre Garantieversprechen einhalten zu können, wie aus einem Bericht der Bundesbank aus dem Jahr 2014 hervorgehe. In einer Welt, in der zehnjährige deutsche Staatsanleihen mit weniger als 0,25 Prozent rentieren, sei das sehr schwierig.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft rechnet dennoch unter Berufung auf die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA damit, dass Lebensversicherer noch mindestens eine Dekade über ausreichende Eigenmittel verfügen. Die Bafin sieht das aber offensichtlich anders. (jb)