Wer vor einem Jahr in den ChiNext-Index, der die Wertentwicklung von Chinas High-Tech-Firmen misst, investierte, liegt immer noch mehr als 110 Prozent im Plus. Wer den Trend allerdings erst in diesem Jahr entdeckt hat und zu spät eingestiegen ist, der erlebt in diesen Tagen eine schwere Zeit.

Der Index, der die Wertentwicklung von 475 Unternehmen widerspiegelt, sieht den ersten Crash seiner jungen Geschichte. Allein am 26. Juni verlor er fast neun Prozent, vom Jahreshoch hat er schon fast 30 Prozent eingebüßt.

KGV jenseits von 120
Angesichts der Bewertung ist es nicht überraschend, dass der Index nach den jüngsten Anstiegen korrigiert – laut Börse Shenzen liegt das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 121. Da Chinas Anleger vielfach unerfahren sein dürften, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Verkaufspanik weiter fortsetzt. Der Index wurde erst 2009 geschaffen und legte nach drei Jahren Seitwärtsbewegung ab Ende 2012 erstmals nachhaltig zu, um Ende 2014 einen rasanten Höhenflug zu starten. Seit Jahresbeginn stieg er von rund 1.500 Zählern auf mehr als 4.000 Punkte, nun notiert er wieder knapp unter 3.000.

Morgan Stanley sieht keine Kaufchance
Wie die Finanzseite "Zerohedge" berichtet, warnt Morgan Stanley davor, den Rückschlag für einen Einstieg zu nutzen. Die Marktexperten sehen derzeit zu viele belastende Faktoren für Chinas Aktienmarkt, um an eine baldige Erholung zu glauben. Die Kombination aus schwächerem Wirtschaftswachstum, einer Vielzahl von Neuemissionen und hoher Bewertungen lasse Käufe nicht ratsam erscheinen. Auch andere Indizes wie der Shanghai Composite Index oder der Shenzen Composite Index sahen zuletzt Tagesverluste jenseits von sieben Prozent. Bisher nicht betroffen vom China-Blues ist hingegen die Börse in Hongkong. (gf)