Die politische Entscheidung für den Austritt aus der EU zieht nun erste Gebäudeverkäufe von offenen Immobilienfonds in Großbritannien nach sich. Das Management des Henderson UK Property Fund plant, bis Ende des Jahres das mit 260 Millionen Euro bewertete "440 Strand", den Hauptsitz der Privatbank Couts, zu veräußern. Auch Aberdeen Asset Management hat begonnen, Objekte, die von einem vom ihm verwalteten Immobilienfonds gehalten werden, auf den Markt zu werfen, darunter das nationale Distributions-Center von British Telecom. Das berichtet die "Financial Times" (FT).

Der Grund für diese hastigen Schritte der Immobilienfonds-Anbieter sind die offenbar massenhaften Rückgaben von Anteilscheinen, weil britische Anleger Abwertungen der Immobilien im Zuge des Brexit-Votums fürchten. Wegen der dadurch entstandenen Liquiditätsengpässe haben insgesamt sieben Fonds von M&G, Standard Life, Henderson, Aviva, Columbia Threadneedle Canada Life und Aberdeen bereits zeitweilige Handelsaussetzungen für ihre Portfolios verfügt (FONDS professionell ONLINE berichtete). Der Zeitung zufolge solle Aberdeen den Entnahmestopp für seinen Fonds heute aber wieder aufheben.

Keine großen Preisnachlässe
"Nach einer Periode von außergewöhnlich hohen Anteilscheinrückgaben nach der Abstimmung über den EU-Austritt und dem Annahmestopp versuchen wir nun, die Liquidität des Fonds wieder zu erhöhen" kommentierte Gerry Ferguson, Head of UK Property Pooled Funds bei Aberdeen, den Schritt seiner Gesellschaft gegenüber der FT.

Kaufinteressenten gehen bereits in Startaufstellung: Neben diversen offenen Immobilienfonds aus Deutschland, die sich laut den Marktbeobachtern von Scope in Position bringen, möchten auch Private-Equity-Fonds die prekäre Situation renditebringend ausnutzen. Allerdings zeigt der Immobilienmarkt nach dem Brexit-Votum bislang keinerlei Schwäche, sodass die Investoren der FT zufolge wohl keine allzu großen Discounts auf die Häuserpreise erhalten werden. (jb)