In der Debatte um ein höheres Renteneintrittsalter gibt es eine neue Zahl: 69. Diese findet sich im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank. Weitere Anpassungen des Rentensystems seien unvermeidlich, schreiben die Ökonomen. In ihrem Bericht untersuchen sie auch erstmals die Entwicklung des Rentensystems und des Versorgungsniveaus bis 2060.

Die aktuell gute Finanzlage der gesetzlichen Rentenkassen dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass weitere Reformen unbedingt notwendig seien, heißt es im Monatsbericht. Derzeit ist beschlossen, dass das Renteneintrittsalter bis 2029 auf 67 Jahre steigen soll. Eine längere Lebensarbeitszeit dürfe aber nicht tabuisiert, sondern müsse als ein wesentlicher Faktor mitberücksichtigt werden, schreiben die Bundesbank-Experten.

Längere Arbeitszeit als Ausgleich für längeres Leben
In einem Szenario für die Zeit von 2030 bis 2060 rechnen die Ökonomen mit einem Renteneintrittsalter von dann 69 Jahren. Die Rentenberichte der Bundesregierung beschäftigen sich bisher nur mit Prognosen bis zum Jahr 2030. Doch ein wesentliches Problem kommt erst nach diesem Zeitraum zum Tragen. Denn: Kurz nach dem Jahr 2030 werden die geburtenstarken Jahrgänge der "Babyboomer" in den Ruhestand gehen. Die Rentenkassen werden dadurch stark belastet. Ein steigendes Renteneintrittsalter wäre ein Ausgleich für die höhere Lebenserwartung in dieser Generation, heißt es im Bericht der Bundesbank.

Nach Ansicht der Experten könnte eine schrittweise Einführung der Rente mit 69 dazu beitragen, das Versorgungsniveau zu stützen – wenn auch auf einem niedrigeren Niveau. Derzeit liegt die Rente eines "Standard-Arbeitnehmers" beim Eintritt in den Ruhestand bei 47,5 Prozent des durchschnittlichen Lohnniveaus. Der Bundesbank zufolge wird das Rentenniveau bis 2060 auf 42 Prozent sinken. Durch eine längere Lebensarbeitszeit bis 2060 würde es nur auf 44 Prozent abrutschen.

Riester-Rente ist vernünftig
Zusätzlich macht die Bundesbank deutlich, dass die in den vergangenen Monaten heftig kritisierte Riester-Rente durchaus als vernünftige Vorsorgeform zu werten sei. Wer seit 2002 konsequent in eine solche staatlich geförderte kapitalgedackte Altersversorgung einzahlt, würde im Ruhestand klar profitieren. Je nach Höhe der Rendite würde sein Versorgungsniveau nicht unter 50 Prozent des Durchschnittsverdiensts fallen.

Die Bundesregierung rechnet mit vier Prozent Rendite für die Riester-Rente, was angesichts des Niedrigzinsniveaus vielfach als zu hoch kritisiert wurde. Die Bundesbank-Ökonomen haben nun auch Szenarien mit drei Prozent und 1,5 Prozent durchgerechnet. Das Ergebnis: Selbst bei diesen geringeren Renditeannahmen stabilisiere sich das Rentenniveau. (am)