Der Wettbewerb schläft nicht - und die Online-Konkurrenz praktisch nie! Neue Internet-Makler, die Versicherungskunden mit vermeintlich simplen Apps locken, bereiten klassischen Vermittlern zunehmend Kopfzerbrechen. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) hat seinen Mitgliedern daher einige Argumentationshilfen an die Hand gegeben. Mit diesen können sie nun dort um Kunden kämpfen, wo auch die sogenannten Fintechs unterwegs sind: im grenzenlosen Cyberspace.

Nicht erst seit gestern informiert sich ein Großteil der Versicherungsnehmer vor Abschluss einer Police im World Wide Web. Genau diese Klientel haben spezielle Versicherungs-Start-ups im Auge. Denn weshalb sollen sich Verbraucher online bloß informieren, wenn der Abschluss nur ein paar Klicks entfernt ist? 

Falsche Versprechen
Schnellen und unkomplizierten Service versprechen spezielle Assekuranz-Apps, sehr zum Ärger des Verbands BVK. Der kontert, dass Internet-Unternehmen Einfachheit suggerieren, wo sachkundige Erläuterungen vonnöten seien und dass eine Reihe für den Verbraucher wichtiger Informationen einfach weggelassen würden – zumindest muss man die Pressemitteilung des BVK so verstehen. Daher wüssten die meisten Kunden der Fintechs nach Einschätzung des Verbandes auch nicht, auf was sie sich einlassen.

Irrtümliche Vollmachten
Der Verband führt aus, dass bei diesen selbsternannten 'digitalen Versicherungsmanagern' mit dem Abschluss einzelner Versicherungsverträge häufig auch der komplette, aber nur selten gewollte Wechsel zu einem Versicherungsmakler verbunden ist. "Der Kunde erteilt dem Makler eine Vollmacht", sagt BVK-Präsident Michael H. Heinz in einer Pressemitteilung. "Und der neue Makler hat dann das Recht, alle Versicherungsverträge des Kunden zu verwalten, abzuändern und sogar zu kündigen, wenn er meint, dass es am Markt bessere Angebote gibt. Denn Versicherungsmakler sind laut Gesetz treuhänderische Sachwalter ihrer Kunden."

Fülle an intimen Informationen, aber….
Die Online-Makler fordern dazu von ihren Kunden umfassende und vollständige Auskünfte über ihre familiäre Situation, das verfügbare Haushaltseinkommen sowie ihr Berufs- und Wohnumfeld. Sie verlangen von ihren Kunden überdies, dass diese ihnen alle Informationen über die bisherigen Versicherungsverträge übermitteln und sie mit der Wahrnehmung ihrer Interessen gegenüber den Assekuranzen beauftragen. Dies bedeutet gemäß BVK, dass jegliche Korrespondenz über Versicherungen über diese Webportale erfolgt.

…persönliche Beratung gibt es keine
Damit nicht genug: Eine persönliche, auf die eigenen Vorgaben des Interessenten abgestimmte Beratung oder gar eine individuelle Leistungsanalyse suche man dem Verband zufolge bei Fintechs weitgehend vergeblich. "Jeder Versicherungsvermittler ist allein dank seiner langjährigen Qualifizierung sowie seine persönlichen Kundenkontakte den Fintechs überlegen", betont der BVK-Präsident.

Den technischen Fortschritt durch das Internet begrüßt der BVK ausdrücklich und schätzt die Informiertheit von interessierten Versicherungskunden. "Aber der Beratungsbedarf ist in der Vermittlerbranche dennoch enorm hoch", so Michael H. Heinz. "Und die wenigsten Kunden kennen bei den verschiedenen Versicherungssparten gefährliche Vertrags- und Deckungslücken, auch wenn sie sich endlich mühsam durch unzählige und flüchtige Webseiten am Bildschirm zu den entscheidenden Punkten durchgeklickt haben." (jb)