Für das zweite Halbjahr geht Carmignac-Manager Didier Saint-Georges zwar von anziehendem Wachstum der Weltwirtschaft aus, doch dürften die Zuwächse niedriger als in früheren Zyklen ausfallen. Nach der Finanzkrise seien die Aufräumarbeiten noch im Gange und die Verschuldung weltweit müsse abgebaut werden. Das aber mindere die Flexibilität, Konjunkturzyklen "zu managen", womit die die Zyklen kürzer und volatiler würden.

"Anfällig für kleinste Abweichungen vom perfekten Szenario"
"Die Turbulenzen an den Anleihe-, Aktien- und Devisenmärkten in den vergangenen Wochen beweisen, dass die Kapitalmärkte an Flexibilität verloren haben", schreibt Saint-Georges im Monatskommentar von Carmignac. "Sie sind anfällig geworden für die kleinsten Abweichungen vom perfekten Szenario, bestehend aus beständiger geldpolitischer Unterstützung, ausreichendem Wachstum und einer stabilen Inflationsentwicklung."

Das Thema Griechenland ist für den Investmentexperten dabei von untergeordneter Bedeutung. "Ein Deal ist unvermeidlich", betonte Saint-Georges, der den vielbeschworenen Austritt Griechenlands aus dem Euro für nicht möglich hält.

"Keine Zinsrisiken eingehen und Währungsrisiken reduzieren"
Eine wichtige Rolle spiele dagegen die Inflations- und Zinsentwicklung. In Deutschland, Japan und den USA macht Saint-Georges Zeichen für ein Ende der gedämpften Preisentwicklung aus. So sei in den USA wachsender Druck von der Lohnseite zu beobachten, wie der Anstieg der Stundenlöhne zeige. Gleichwohl sei das Vorgehen der US-Notenbank ungewiss, denn die stecke in der Zwickmühle von anziehender Inflation, mäßigem Wachstum und dem Risiko eines weiter steigenden Dollar. "Wir wissen nicht, was Janet Yellen tun wird, sie weiß es selbst nicht", brachte Saint-Georges das Dilemma der obesten US-Währungshüterin auf den Punkt. "Keine Zinsrisiken eingehen” und “Währungsrisiken reduzieren" lauten für Carmignac daher die Leitlinien.

Die vorsichtige Einschätzung spiegelt sich in der Ausrichtung des Flagschiffs Carmignac Patrimoine wider. Der Mischfonds setzt bei Aktien auf Qualitätswerte aus den Bereichen Pharma und Technologie, die sich weitgehend unabhängig vom Konjunktuzyklus entwickeln. So ist der dänische Insulinhersteller Novo Nordisk nach Bloomberg-Daten mit 2,9 Prozent zweitgrößte Position im Portfolio.

Derzeitige Korrektur "nur Annäherung an fairen Wert in Deutschland"
Im Anleihesegment meidet der Fonds trotz des jüngsten Renditeanstiegs Bundesanleihen. "Die derzeitige Korrektur ist nur eine Annäherung an den fairen Wert in Deutschland", so Saint-Georges, der für zehnjährige Papiere eine Rendite von über einem Prozent für gerechtfertigt hält und damit deutlich mehr als die aktuell 0,83 Prozent. Stattdessen ist der Fonds in Unternehmens- sowie Staatsanleihen aus der Peripherie investiert. Ein portugiesische Staatsanleihe mit Laufzeit 2024 ist nach Bloomberg-Daten mit knapp zwei Prozent Anteil drittstärkste Einzelposition im Fondsportfolio. (mb/Bloomberg)