Kunst rückt immer mehr in den Fokus der Vermögensveranlagung und wird immer stärker auch als strategisches Element zur Diversifizierung eingesetzt. Das ist ein zentrales Ergebnis des "Art & Finance Report 2014" (zu der Studie in englischer Sprache geht's hier). Deloitte und die Londoner Research-Firma Art Tactic haben dafür Privatbanken, Familienunternehmen, Kunstexperten und Kunstsammler aller Kontinente befragt. Darüber hinaus wurden hunderte qualitative Interviews mit Fachleuten von Auktionshäusern wie Sotheby's und Christie's, Kunstgalerien und Vertretern internationaler Kunstsammlungen durchgeführt.

Die Ergebnisse im Detail zeigen, dass der Anteil der Kunstsammler, die Kunst nicht mehr nur als ihre Leidenschaft, sondern zunehmend als wertvolle Investition in eine anerkannte Anlageklasse verstehen, 2013 von 53 auf 76 Prozent gestiegen ist. "Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass auch der Bedarf an professionellen Beratungsdiensten im Zusammenhang mit dem Erwerb und dem Management von Vermögen in Form von Kunst und Sammlerobjekten steigt", so Gernot Schuster, der bei Deloitte Österreich den Bereich Art & Finance leitet.

Neue Tools und Online-Märkte als vielversprechende Modelle
Die Mehrheit der befragten Familienunternehmen und Privatbanken gab außerdem an, dass die Vermögensplanung im Zusammenhang mit Kunst- und Sammlerobjekten in den kommenden zwölf Monaten einen strategischen Schwerpunkt bilden wird. Dementsprechend werden sich laut Studienautoren Fragen zu Steuern, Vermögen und Nachfolgeplanung aufdrängen.

2013 wurden rund 50 Milliarden Euro auf dem weltweiten Kunstmarkt umgesetzt – laut Studie ein Rekordergebnis, das ganz stark auch mit neuen Tools und Online-Auktionen zusammenhängt. Diese Meinung teilen 77 Prozent der Kunstsammler und knapp 70 Prozent der Fachleute. Sie schätzen, dass vor allem Online-Auktionen sich zu einem der erfolgreichsten Geschäftsmodelle entwickeln werden. Die Deloitte-Experten rechnen angesichts der reifenden Online-Branche mit vermehrten M&A-Aktivitäten. "Online-Kunstmärkte und Online-Auktionen schießen wie Pilze aus dem Boden, sodass in näherer Zukunft mit einer Konsolidierung zu rechnen ist", heißt es dazu.

Mangelndes Vertrauen in die Kunstfondsbranche 
Das Vertrauen in die Kunstfondsbranche ist trotz allem durchwachsen. Die Studie zeigt, dass nur acht Prozent der Vermögensverwalter aktuell Beratung auf dem Gebiet anbieten, 2012 waren es noch 26 Prozent. Due Diligence, mangelnde Liquidität, Bewertung, fehlende Track Records und ein nicht regulierter Markt belasten die Branche. Die Kunstfondsbranche müsse ihr aktuelles Modell überdenken, fordert Schuster: "Eine erhöhte Transparenz beispielsweise durch einheitliche Bewertungsstandards würde sich positiv auf eine nachhaltige Entwicklung der Branche auswirken."

Und dennoch: Die meisten der befragten Kunstfachleute und Kunstsammler rechnen mit einem Wachstum der Kunstfondsbranche in den kommenden zwei bis drei Jahren. Der Nutzen von Fonds als Diversifikationsinstrument sei sehr wohl zu erkennen. 67 Prozent verstehen Kunstfonds als ein gutes Diversifikationsinstrument und eine Strategie, ein breiteres Exposure auf dem Kunstmarkt zu bekommen. 61 Prozent loben auch das professionelle Management und die starke Investmentdisziplin mit Fokus auf "Value". (dw)


Der Aktienkurs der Auktionsgesellschaft Sotheby's ist seit drei Jahrzehnten eine Art Frühindikator für Börsenrückschläge. FONDS professionell hat das Thema in der Ausgabe 1/2014 aufgegriffen. Registrierte Leser können hier auf den Artikel "Crash-Indikator" zugreifen (Anmeldung ist kostenlos).