Die Automatisierung hat schon viele Vorzeigebranchen wie den Automobil- oder den Maschinenbau revolutioniert. Nach Überzeugung zahlreicher Beobachter wird die Investmentindustrie die nächste sein, die von "Rendite-Robotern" angegriffen und grundlegend verändert wird.

Allzu große Sorgen, dass Anleger bald scharenweise zu prozessorgesteuerten Portfolio-Managern überlaufen, brauchen etablierte Vermögensverwalter und Finanzberater allerdings nicht zu haben. Bislang bleiben die Robo-Berater den Nachweis schuldig, dass sie ihre Sache deutlich und verlässlich besser machen als aktive Fondsmanager aus Fleisch und Blut. Zu diesem Ergebnis kommt, wer die aktuellen Performancedaten eines von Brokervergleich.de durchgeführten Echtgeld-Tests anschaut.

Vor einem Jahr startete das Internetportal seinen Selbstversuch. Um die Performance diverser Robo-Berater vergleichen zu können, investierte der Betreiber des Portals im Mai 2015 Geld in sechs verschiedene Geldanlage-Fintechs. Ausgewählt wurde jeweils ein Portfolio für Anleger mit mittlerer Risikoneigung, was meistens eine Aktienquote von rund 50 Prozent bedeutet.

Soviel lässt sich sagen: Partystimmung kommt zum einjährigen Jubiläum nicht auf. Keine einzige der sechs deutschen Online-Vermögensverwaltungen hat ihren Anlegern aufs Jahr gerechnet einen positiven Ertrag erwirtschaftet. Immerhin gelang es jedoch zwei Anbietern, ein ausgewogenes Portfolio aus globalen Aktien und Renten hinter sich zu lassen.

Viel Spreu, wenig Weizen
Nach zwölf Monaten schneidet das Portfolio von Cashboard, das von Anfang Mai 2015 bis Ende April 2016 nur 1,7 Prozent im Minus liegt, am besten ab. Ebenfalls besser als der Vergleichsindex, wenn auch nur sehr knapp, machte der Robo Advisor von Quirion seine Sache mit einem Resultat von minus 3,6 statt minus 3,7 Prozent, die der Index verlor. Doch es geht noch schlechter: Die ausgewogene Vermögensverwaltung der Sutorbank hat mehr als sieben Prozent an Wert eingebüßt. Die Angebote von Fintego, Vaamo und Easyfolio liegen dazwischen (siehe Grafik).

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Einen Achtungserfolg erzielt der Robo-Berater von Fintego: In der Jahreswertung vom 1. Januar bis 30. April 2016 drehte das Fintech-Depot trotz eines insgesamt verheerenden Jahresauftaktes an den globalen Kapitalmärkten mit 0,6 Prozent ins Plus und ließ damit sogar den Vergleichsindex hinter sich, der 0,3 Prozent verlor.

Datenhistorie zu kurz
Der Fairness halber sei erwähnt, dass ein Betrachtungszeitraum von nur zwölf Monaten selbstverständlich bei weitem nicht ausreicht, um eine umfassende Leistungsschau der vollautomatischen Vermögensmanager zu erstellen. "Wertpapieranlagen sind langfristig orientiert. Eine realistische Aussage zur Performance lässt sich erst in ein paar Jahren treffen", sagt André Salzwedel von Brokervergleich, der nun mit gleich drei zusätzlichen Bewerbern – Ginmon, Whitebox und Scalable Capital – in die neue Anlagesaison startet. (ps)