Europas Finanzaufseher machen Ernst und erhöhen den Druck auf die Fondsindustrie. In einem gemeinsamen Regulierungsentwurf fordern die Behörden, dass Asset Manager wirklich alle Kosten eines Fonds klar ausweisen. So sollen etwa die Handelskosten offengelegt werden, die beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren anfallen. Diese Kosten gehen zu Lasten des Fondsvermögens, werden aber durch die bislang ausgewiesene Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER) nicht erfasst.

Darüber hinaus sollen dem Papier nach alle anfallenden Kosten nicht nur prozentual, sondern auch anhand von Beispielbeträgen mit konkreten Summen aufgeführt werden. So könnten Endkunden besser erfassen, wie hoch die Kosten für ihr Investment tatsächlich seien und diese vergleichen, argumentieren die Aufseher. Der Entwurf stammt von den europäischen Finanzmarkt-, Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörden ESMA, EBA und EIOPA. Das Papier sieht etwa auch Regeln für Anlegerinformationen bei Versicherungsprodukten vor.

Transparenz-Debatte entzweit Branche...
Die Diskussion über den Ausweis aller tatsächlich anfallenden Gebühren und Kosten spaltet seit geraumer Zeit Investoren und Regulierer einerseits sowie die Fondsindustrie andererseits. Letztere argumentiert, dass die Höhe vergangener Handelskosten kein zuverlässiger Indikator für die künftige Entwicklung sei. Nach dem bisherigen Stand der Regulierungsentwürfe sollen die Transaktionskosten als Durchschnittswert der vergangenen drei Jahre angegeben werden. Weist ein Produkt noch keine entsprechend lange Historie aus, sollen ersatzweise die üblichen Durchschnittsangaben für die jeweiligen Anlageklassen und Regionen herangezogen werden.

...bis hin zum möglichen Bruch
In Großbritannien hatte die Diskussion um die Transparenz bei den Fondskosten für einen Bruch in der Branche gesorgt. Dies gipfelte im Rücktritt des britischen Fondsverbandschefs Daniel Godfrey. Dieser hatte bei der Investment Association einen strikten Pro-Transparenz-Kurs verfolgt, der einigen Verbandsmitgliedern aber deutlich zu weit ging. So hatten etwa die Häuser Schroders und M&G angekündigt, die Investment Association zu verlassen. Aberdeen-Chef Martin Gilbert hat sich im Interview mit FONDS professionell klar hinter die Politik des zurückgetretenen Verbandschefs gestellt. "In allen Punkten hatte er Recht", so Gilbert. "Ich bin absolut für mehr Transparenz."  (ert)

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Das vollständige Interview mit Aberdeen-Chef Martin Gilbert lesen Sie in der neuen Ausgabe von FONDS professionell, die Ende November erscheint.