Seit einem 2011 vollzogenen Strategie- und Namenswechsel erfreut sich der Fidelity Patrimoine einer hohen Investorennachfrage. In dem breit diversifizierenden Mischfonds stecken inzwischen mehr als 420 Millionen Euro; vor zwei Jahren lag das verwaltete Vermögen noch bei weniger als 100 Millionen Euro. Im Interview spricht Manager David Ganozzi über sein "Erfolgsgeheimnis" und aktuelle Marktchancen und -risiken.

Herr Ganozzi, im September des Vorjahres sagten Sie, ein potenzieller Zinsanstieg sei Ihre größte Sorge. Was sagen Sie heute?

David Ganozzi: Hätten Sie mich vor einem halben Jahr gefragt, hätte ich wohl dasselbe geantwortet. Im Sommer hat sich die Marktlage aber gedreht. Das größte Risiko ist heute die konjunkturelle Entwicklung in China und anderen Schwellenländern – und die Frage, ob einen Konjunkturrückgang auch Europa und die USA zu spüren bekommen. Die Zinsen scheinen im Moment das geringere Problem zu sein.

Steht es in der Tat so schlecht um China?

Ganozzi: Die Schulden sind in die Höhe geschossen, wodurch das Land deutlich anfälliger geworden ist. Das Risiko ist also existent. Trotz allem glauben wir nicht, dass China tatsächlich zu einem ernsthaften Problem für die Industrieländer wird. Die Volkswirtschaft befindet sich in einem strukturellen Wandel. Dieser geht mit einem Nachfragerückgang im Industriesektor einher. Gleichzeitig sehen wir aber ermutigende Signale aus dem Dienstleistungssektor, der nun an stetig an Bedeutung gewinnen sollte. Die Konsumausgaben und Einzelhandelsumsätze steigen, und auch der Immobilienbereich erholt sich.

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Mal angenommen, es käme dennoch zu einer harten Landung in China: Was wären denn die Folgen?

Ganozzi: Die Börsen haben in den letzten Monaten stark nachgegeben. Eine harte Landung in China würde höchstwahrscheinlich einen konjunkturellen Einbruch bis hin zu einer Rezession in anderen Teilen der Erde und einen Bärenmarkt nach sich ziehen. Die Kurse würden in so einem Fall noch einmal deutlich nach unten korrigieren. Zu erwarten ist dieses Szenario aber aus heutiger Sicht nicht. Stattdessen gehen wir von einer weiteren Erholung aus.

Sollten uns die starken Marktschwankungen der letzten Monate nicht nachdenklich machen?

Ganozzi: Ehe die Börsenrallye im Sommer eine Pause einlegte, entwickelte sie sich erstaunlich ruhig. Der Anstieg der Marktvolatilität ist aus meiner Sicht eher eine Rückkehr zu normaleren Niveaus.

Bedeutet das, dass Sie weiterhin auf Aktien setzen?

Ganozzi: Aktien sind immer noch die Assetklasse schlechthin, und Europa ist unserer Meinung nach jene Region, die es zu bevorzugen gilt. Die Rentenseite ist dagegen nicht besonders attraktiv – auch wenn wir im Fall einer ersten Zinserhöhung durch die Federal Reserve keinen signifikanten Anstieg am langen Ende erwarten. 

Das Volumen des Fidelity Patrimoine hat sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als vervierfacht. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Ganozzi: Der Fonds konkurriert mit einer Reihe sehr erfolgreicher Produkte. Das Umfeld hier in Europa ist nach wie vor sehr attraktiv für die Kategorie "Multi Asset". Das ist der eine Grund, der andere ist, dass der Fonds nach der Strategieumstellung im Jahr 2011 mittlerweile auf einen Track Record von mehr als drei Jahren verweisen kann. Für viele Fondsinvestoren war dies eine Grundvoraussetzung.

Besten Dank für das Gespräch. (dw)