Die Anlageberatung der Banken in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren zwar leicht verbessert, geht in vielen Fällen aber immer noch am Kundenbedarf vorbei. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest in der Februar-Ausgabe des Magazins "Finanztest".

Den Berliner Testern zufolge erfüllen immer mehr Banken die Voraussetzung für eine gute Bankberatung. "Sie fragen die Kunden nach dem Ziel sowie der gewünschten Laufzeit der Anlage und nach ihrer Risikobereitschaft", heißt es in einer Mitteilung der Stiftung. "Die Geldanlagen, die sie dann anbieten, passen aber häufig nicht zum Anleger. Viele Produkte waren zu riskant, in mehreren Fällen war das Geld nicht rechtzeitig verfügbar und häufig wurden unpassende Produkte wie Bausparverträge, undurchschaubare Anlagezertifikate und Rentenversicherungen empfohlen." Nur drei von 23 Banken erhielten das Qualitätsurteil "Gut", fünf waren "ausreichend", zwei "mangelhaft", der Rest erreichte noch ein "befriedigend".

Für den Test führte die Stiftung von Juni bis September 2015 insgesamt 160 Beratungsgespräche bei fünf bundesweit tätigen Privatbanken und je neun großen Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Die Tester wollten 45.000 Euro für zehn Jahre anlegen. Sie waren bereit, einen Teil des Geldes mit etwas Risiko zu investieren. Allerdingsn m it dem Hinweis, dass bei Bedarf das Kapital rasch verfügbar sein soll. "Sie gaben an, im Umgang mit Aktien keine Erfahrung zu haben", so die Stiftung.

"Gut" für zwei Genossenschaftsbanken und eine Sparkasse
Die Erfassung des Kundenstatus und dessen Risikoeinstufung sei den Banken fast durchweg "gut" gelungen. Auch insgesamt habe sich die Qualität der Bankberatung seit dem letzten Test vor fünf Jahren etwas verbessert. "Gut" beraten hätten aber nur die Frankfurter Volksbank, die Sparda-Bank Berlin und die Nassauische Sparkasse. Die meisten Institute, darunter Commerzbank, Deutsche Bank und Targobank, schnitten "befriedigend" ab. Fünf Banken bescheinigen die Tester eine nur "ausreichende" Beratungsqualität. Eine davon ist die Postbank, die unter anderem in drei von sieben Beratungsgesprächen "viel zu riskante Anlagevorschläge machte", wie die Autoren es formulieren.

Die Hannoversche Volksbank und die Hypovereinsbank bekamen die Note "mangelhaft". "Die Hypovereinsbank empfahl öfter hauseigene und teure Produkte, die obendrein nicht zum Kundenwunsch passten", schreibt "Finanztest". "Mehrere Berater empfahlen für einen Teil des Geldes den hauseigenen geschlossenen Dachfonds. Der Fonds hat Einmalkosten von knapp 15 Prozent, jährliche Kosten von einem Prozent und kann bestenfalls Ende 2026 gekündigt werden."

In 15 Fällen kein Beratungsprotokoll
Doch es kommt noch schlimmer: "Finanztest" weist darauf hin, dass den Kunden in 15 von 160 Fällen kein Beratungsprotokoll überreicht wurde. Das ist ein klarer Verstoß gegen das Gesetz, aber mit einer Quote von 9,4 Prozent immerhin eine deutliche Verbesserung zum letzten Test: Vor fünf Jahren hatten die Testkunden sogar in 65 von 126 konkreten Beratungssituationen kein Protokoll erhalten. Damals war die Pflicht, über jedes Anlage­gespräch, in dem Wert­papiere oder Investmentchancen erwähnt werden, ein Protokoll zu führen und dies unaufgefordert weiterzureichen, allerdings noch ganz neu.

In der aktuellen Untersuchung übergaben die Kreissparkasse Köln, die Baden-Württembergische Bank und die Sparkasse Leipzig jeweils in drei von sieben Fällen keine Gesprächsmitschrift. "Beim Qualitätsurteil gab es dafür einen Abzug um eine ganze Note", schreibt "Finanztest". Grobe Beratungsfehler im Test seien jedoch nur selten auf das Unvermögen der Berater zurückzuführen, sondern eher auf "provisionsgetriebene Verkaufsvorgaben" der Institute. (bm)