Fondsgesellschaften stecken in der Zwickmühle: Die Asset-Management-Industrie steht 2016 vor der Aufgabe, auf den wachsenden Kostendruck und die sinkenden Gebühreneinnahmen zugleich zu reagieren. Die US-Analysegesellschaft Cerulli Associates hat in ihrem globalen Branchenausblick für das Jahr mehrere Risiken, aber auch Chancen für Fondsanbieter ausgelotet.

Eine ernste Bedrohung für Europas Asset Manager ist demnach der Trend bei institutionellen Investoren, sich zusammenzuschließen und vereint ihr Kapital in Eigenregie anzulegen. Damit senken sie die Kosten und greifen in geringerem Ausmaß auf die Dienste externer Anbieter, wie eben Fondsgesellschaften, zurück.

Auch die wachsende Popularität börsengehandelter Indexfonds (ETFs) bleibe das Schreckgespenst klassischer, aktiver Fondsanbieter. "In Europa wird der Druck auf die Gebühren anhalten, der aus der Konkurrenz durch passive Investments, Vergleichsplattformen im Internet und den Vorgaben der Regulierer erwächst", erläutert Barbara Wall, Geschäftsführerin der Europa-Niederlassung von Cerulli.

Veteranen wenden sich passiven Produkten zu
Doch die Anbieter stellen sich dem Kampf und würden auf die Herausforderungen bereits reagieren. "Das zeigt zum Beispiel der Einstieg einiger Veteranen des aktiven Managements in das ETF-Geschäft", sagt Wall. Auch die Übernahme oder die Entwicklung von Plattformen und Fintech-Angeboten zeige, wie sich die Branche anpasse, so Wall. Auf Europa entfallen bisher zwar nur 18 Prozent des weltweiten ETF-Marktes, die USA vereinen immer noch 70 Prozent. Doch dies werde sich bald ändern, meint Wall. Die Bekanntheit von ETFs in Europa habe in den vergangenen Jahren bereits deutlich zugenommen.

Chancen für die Fondsbranche sehen die Consultants von Cerulli in dem Trend, dass Lebensversicherungen zunehmend fondsgebundene Policen anbieten. Außerdem sollten die Anbieter das ungebrochene Interesse an Mischfonds ausnutzen. (ert)