In den Vorstandsetagen vieler Fondsgesellschaften geht die Angst um: Fast 80 Prozent der Manager fürchten einen Markteintritt von Technologierkonzernen wie Apple, Google oder Amazon in die Vermögensverwaltung. Dies ergab eine Umfrage der Depotbank State Street unter 400 Top-Führungskräften der Asset-Management-Industrie, die der "Financial Times" vorlag.

Demnach plagt die Chefs die Furcht vor einer direkten Konkurrenz durch branchenfremde, aber technologisch hoch gerüstete, kapitalstarke Konzerne. Die Fondsbranche selbst wurde häufig dafür kritisiert, dass sie sich zu langsam an den technologischen Fortschritt anpasst. Damit lasse sie die Flanke für einen Markteintritt von Akteuren wie Google offen.

Techkonzerne mit Bank-Lizenz
Der Internetriese lotet offenbar bereits aus, ob und wie er in dem Fondsgeschäft mitmischen kann. Ein Einstieg in den Markt der Autoversicherungen scheint jedenfalls anzustehen, wie auch FONDS professionell ONLINE berichtete. In China wiederum haben Internet-Giganten wie Alibaba, Tencent und Baidu bereits damit begonnen, Fonds zu vertreiben.

Dass Technologiekonzerne auch in der westlichen Hemisphäre ins Finanzgeschäft eindringen, ist kein abwegiges Szenario. Google, Apple oder Microsoft besitzen Banklizenzen. Facebook strebt offenbar eine solche Lizenz an und Ebay hat mit Paypal erfolgreich einen Internet-Bezahldienst etabliert.

Gefährliche Selbstgefälligkeit
"Als Vorstandschef werde ich dafür bezahlt, paranoid zu sein", sagt Martin Gilbert, Vorstandschef und Mitgründer von Aberdeen Asset Management der Zeitung "Financial Times". "Und die Bedrohung durch so ein Eindringen macht mich paranoid."

Eine große Gefahr für die Fondsbranche sei Selbstgefälligkeit und der Glaube, ihr Geschäft sei für immer sicher. "Das ist es nicht", so Gilbert. Allerdings sei es sehr aufwendig, ein eigenes Fondsgeschäft aufzubauen. "Google könnte aber auch in den Markt einsteigen, in dem der Konzern lediglich Fonds vertreibt." (ert)