Durch die Fokussierung auf die US-amerikanische und die europäische Notenbank verpassen Anleger unter Umständen Chancen in den Emerging Markets, warnt Guido vom Schemm, Geschäftsführer von GVS Financial Solutions in Dreieich. Die Kürzel BRIC (Brasilien, Russland, Indien, China) und MIST (Mexiko, Indonesien, Südkorea, Türkei) seien allerdings passé – die neue Top-Anlageregion in den Schwellenländern heiße TRICK. "Die Märkte Türkei, Russland, Indien, China und Korea bergen 2015 interessante Opportunitäten für Anleger aller Risikocouleur", so von Schemm.

Die Türkei ist Europas Drehscheibe in den Nahen Osten und Asien. "Die Exportnation ist historisch betrachtet anfällig für exogene Schocks, derzeit sind jedoch keine am Horizont zu erkennen", sagt der Vermögensverwalter. Der Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Türkei dürfte im laufenden Jahr um zirka drei Prozent wachsen, weil der Export von der massiv unterbewerteten Lira profitiere und die Energieimporte deutlich billiger geworden seien. Der türkische Leitindex ISE 30 habe sich seit Jahresbeginn deutlich schlechter entwickelt als Indizes wie der EuroStoxx und weise aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von zehn auf. "Damit ist der türkische Aktienmarkt mittelfristig für Schnäppchenjäger eine lukrative Option", konstatiert von Schemm.

Russland und Indien bieten Einstiegskurse
Der massive Ölpreisverfall und die Sanktionen des Westens haben die russische Leitbörse im vergangenen Jahr einbrechen lassen. Genau darin liege die Chance für risikobewusste Anleger, so der Vermögensverwalter. Indiens Aktienmarkt wiederum habe nach einem starken Jahr 2014 seit Jahresanfang leicht den Rückwärtsgang eingelegt. Es gebe allerdings mehr Argumente denn je für ein Investment. "Nach dem Kursrücksetzer notiert das KGV knapp unter 16 und ist damit im historischen Vergleich eher moderat. Es ist stark davon auszugehen, dass Ministerpräsident Modi seinen Reformeifer – zum Beispiel durch eine notwendige Steuerreform – fortsetzen wird", so von Schemm.

Chinas Währung kennt derzeit nur eine Richtung: oben. "Chinas Wandel von der Export- zur Konsumnation hat begonnen, und daher wird die Devisenentwicklung wohlwollend gemanagt", sagt von Schemm. "Nach einem starken 2014 ziehen auch dieses Jahr die Börsen in Shanghai und Hong Kong an." Rückenwind erhielten diese durch den Zusammenschluss beider Börsen und durch die geldpolitische Lockerung der Notenbank. "Während der CSI eher spekulative Anleger anlockt, setzen Substanzanleger auf ein deutlich niedrigeres KGV in Hongkong. Beide Indizes notieren trotz jüngst starker Performance noch 28 beziehungsweise elf Prozent unter ihrem Allzeithoch." Die Luft könnte aber schnell knapp werden, daher sei Eile geboten.

Korea macht seiner Wirtschaft Beine
Der südkoreanische Aktienindex KOSPI hat seit 2011 knapp fünf Prozent verloren. Jetzt könne er dank der Maßnahmen von Koreas Finanzminister Choi Kyung-hwan endlich wieder Fahrt aufnehmen, glaubt von Schemm. "Ein Bündel an Maßnahmen, beispielsweise die Steuersenkung auf Dividenden und Zulassung höherer Aktienquoten bei Pensionsfonds, sollen Wirtschaft und Kapitalmarkt nach schwachen Jahren Beine machen." Außerdem sollen die Chaebols, die großen koreanischen Konzerne, analog der Deutschland AG aufgebrochen werden, um Potenziale freizusetzen. Neben den Rahmenbedingungen seien auch die quantitativen Kennzahlen verlockend, so der Vermögensverwalter: ein KGV von neun sowie ein KBV von eins. (ww)