Olgerd Eichler, einer der erfolgreichsten Fondsmanager Deutschlands, hat mit seinem Flaggschifffonds Mainfirst Top European Ideas in nicht börsennotierte Aktien der Mainfirst Holding investiert. Entsprechende Informationen von "Manager Magazin Online" bestätigte Eichler am Donnerstag im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE.

Das Geschäft wirft zahlreiche Fragen auf. Dass ein Fondsmanager in die Aktien seines eigenen oder verbundener Unternehmen investiert, ist nicht verboten, hat aber einen Beigeschmack. Außerdem sind Investments in nicht börsennotierte Wertpapiere bei Publikumsfonds eher unüblich. Mainfirst und Eichler riskieren mit dem Deal, ihren tadellosen Ruf aufs Spiel zu setzen – auch wenn Eichler das Geschäft nach eigener Aussage als attraktive Investmentchance für den Fonds sieht, die sich in Zukunft auszahlen werde (siehe hierzu den Kommentar von FONDS professionell-Redakteur Bernd Mikosch: "Ein guter Ruf ist rasch verspielt").

"Alle aufsichtsrechtlichen Bestimmungen eingehalten"
Hintergrund des Geschäfts ist der Abgang von Mainfirst-Gründer Patrick Bettscheider. Mitte Februar gab der 51-Jährige überraschend bekannt, zu Ende März aus der Bank aussteigen zu wollen, um über "neue unternehmerische Herausforderungen nachzudenken". Seine Mehrheitsbeteiligung von 56 Prozent an der Schweizer Mainfirst-Holding verkaufte er an die elf Partner der Bank. Diese reichten einen beträchtlichen Teil ihrer Aktien nach einigen Wochen allerdings weiter: 22,2 Prozent des Instituts landeten so im Mainfirst Top European Ideas. Weitere Titel übernahm die Bank-Holding selbst.

"Zwei Punkte sind wichtig", sagte Eichler. "Erstens wurden alle aufsichtsrechtlichen Bestimmungen eingehalten, und auch die Bafin wurde selbstverständlich vorab informiert. Und zweitens hat der Fonds die Anteile zu genau demselben Preis übernommen, den die Partner an Patrick Bettscheider bezahlt hatten: dem Net Asset Value, der wie in den Vorjahren auch auf Basis von Abschlüssen ermittelt wurde, die von einem Wirtschaftsprüfer testiert worden waren." Das Einverständnis der Bafin war nötig, weil Mainfirst eine deutsche Bank ist, auch wenn sie der Schweizer Holding gehört.

Die Position steht Eichler zufolge für 0,9 Prozent des Fondsvolumens. Da das Portfolio fast 1,9 Milliarden Euro auf die Waage bringt, entspricht das knapp 17 Millionen Euro. Die Mainfirst-Holding als Ganzes wäre damit mit 75 bis 80 Millionen Euro bewertet.

"Eine Chance, die wir gerne genutzt haben"
Eichler bezeichnete Mainfirst als "hochattraktives Asset": "Die Holding hat ihren NAV in jedem einzelnen der zurückliegenden zwölf Geschäftsjahre gesteigert und damit insgesamt mehr als versiebenfacht – trotz Finanzkrise. Ich kenne kaum ein Unternehmen dieser Branche, dem das gelungen ist." 2013 habe Mainfirst mit Rekordergebnis abgeschlossen, Eigenkapitalverzinsung und Bilanzqualität würden die der meisten anderen Finanztitel deutlich übertreffen. Auch in diesem Jahr laufe das Geschäft hervorragend. "Die Bewertung entspricht einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von vier. Für den Fonds war der Kauf des Mainfirst-Pakets daher eine Chance, die wir gerne genutzt haben und die sich für die Anleger sicherlich auszahlen wird", so Eichler.

Wenn die Mainfirst-Aktien so attraktiv sind, warum haben die Partner ihre von Bettscheider erworbenen Anteile dann nicht selbst behalten? Oder weshalb hat der Fonds die Anteile nicht gleich direkt von Bettscheider übernommen? Eichler antwortet wenig konkret: "Als Patrick Bettscheider seine Anteile den Partnern aktiv angeboten hat, haben die Partner von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. Der Fonds hat dann die Möglichkeit genutzt, einen Teil der Anteile zu gleichen Bedingungen von den Partnern zu übernehmen."

Verwaltungsrat der Mainfirst SICAV nickte das Geschäft ab
In einem Schreiben an Anleger, das die Bank am Donnerstag als Reaktion auf den Manager-Magazin-Artikel verfasst hat, erläutert das Institut, Eichler habe die Letztentscheidung über das Investment bewusst dem Verwaltungsrat der Mainfirst SICAV überlassen. Die Mitglieder dieses Gremiums seien mehrheitlich nicht von der Gruppe um die Mainfirst Holding abhängig. Ein Investment in Titel des eigenen Konzerns sei außerdem branchenüblich, denn "auch Fonds anderer Gesellschaften investieren in Aktien von mit ihnen verbundenen Banken oder Mutterhäusern".

Bleibt die Frage, wie Eichler einen möglichen Kursgewinn für seine Anleger realisieren kann – ein Börsengang ist schließlich nicht vorgesehen. Eichler sagte lediglich, dass mit dem Wert der Portfoliounternehmen auch der Wert der Fondsanteile steige. Das Fondsmanagement betrachte das Investment mittelfristig und ziehe "gegebenenfalls auch unterschiedliche Exitszenarien" in Betracht.

Früher schon in vorbörsliche Beteiligungen investiert
Juristisch ist der Kauf ungelisteter Aktien für den Fonds unbedenklich. Gemäß Anlagebestimmungen darf der Mainfirst Top European Ideas bis zu zehn Prozent seines Volumens in Wertpapiere anlegen, die nicht an einer Börse notieren. Eichler zufolge hat der Fonds dies bereits in der Vergangenheit getan, "da gerade Beteiligungen an nicht-gelisteten Unternehmen besondere Wertzuwachschancen bieten".

Trotzdem sind solche Investments für Publikumsfonds eher unüblich – von vorbörslichen Beteiligungen hatte man bislang vor allem in Nischen des Marktes gehört. So hatten einige Manager von Minenfonds in riskante Bergbauprojekte investiert und auf hohe Renditen durch den erhofften Börsengang spekuliert. In der Finanzkrise fiel ihnen diese Wette auf die Füße: Nach hohen Mittelabflüssen hatten sie große Probleme, die Beteiligungen wieder loszuwerden.

Eichler arbeitet viel und schläft auch mal im Büro
Eichlers Ruf ist tadellos. Seit Jahren gehört er zu Deutschlands besten Portfoliomanagern. Der Kölner Dachfondsmanager Sauren zeichnete ihn mit zwei von drei möglichen Goldmedaillen aus. Sein Mainfirst Top European Ideas trägt fünf Sterne und eine "Bronze"-Rating bei Morningstar, Feri vergibt die Top-Note "A". Dem Londoner Analysehaus Citywire zufolge ist Eichler auf Sicht von fünf Jahren der beste Fondsmanager für europäische Aktien.

Eichler arbeitete sieben Jahre lang bei Union Investment, wo er unter anderem den milliardenschweren Uniglobal verantwortete. 2007 wechselte er zu Mainfirst und startete seinen Top-European-Ideas-Fonds. Eichler ist einer von elf Partnern der Investmentbank und gilt als sehr ehrgeizig. Er räumt offen ein, stets zu den Besten gehören zu wollen, und arbeitet entsprechend viel, warum er hin und wieder auch im Büro übernachtet.

Fall Ceros vor Gericht
Wenn ein Fondsmanager in Aktien der eigenen Unternehmensgruppe investiert, wirft das immer Fragen auf. Im Fall von Markus Ross, dem Chef des Frankfurter Vermögensverwalters Ceros, rief ein solches Geschäft sogar den Staatsanwalt auf den Plan: Ceros hatte mit dem früher unter dem Namen Türkei 75 Plus bekannten Fonds in großem Stil in Aktien der Schweizer Ceros Holding investiert, die früher teilweise Ross gehört hatte. Dieser Interessenkonflikt wurde Anlegern offenbar vorenthalten, berichtete das "Handelsblatt" im vergangenen Jahr. Ross beteuerte der Zeitung zufolge stets seine Unschuld. Die Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Frankfurt hat noch nicht begonnen, sagte ein Sprecher des Gerichts am Donnerstag gegenüber FONDS professionell ONLINE. (bm)