Als Henning Gebhardt Anfang 2017 die Verantwortung für den Zentralbereich Wealth und Asset Management der Berenberg Bank übernahm, mutmaßte so mancher Marktbeobachter, die Hamburger Privatbank werde sich von ihrem bis dahin verfolgten Fokus auf Quant- und Währungsstrategien verabschieden, um sich im Asset Management stärker auf diskretionär gemanagte Strategien zu konzentrieren. Immerhin übernahm Gebhardt in seiner damals neuen Funktion auch gleich die Verantwortung für den neu aufgelegten Berenberg Aktien – Strategie Deutschland, der nach einem ähnlichen Muster gemangt werden sollte wie der DWS Aktien Strategie Deutschland, den er über fast zwei Jahrzehnte gemanagt hatte.

Doch weit gefehlt, wie Henning Gebhardt im Video-Interview (im Anschluss) am Rande des diesjährigen FONDS professionell KONGRESSES betonte. "Wir haben beides, und werden beides auch künftig weiter ausbauen", so der Aktienstratege. 

Kritik an vermeintlich einfacher Management-Regel
In Bezug auf die jüngste Entwicklung an den Aktienmärkten trat Gebhardt der landläufigen Erwartung entgegen, wonach aktive Fondsmanager gerade in Abschwungphasen wie 2018 unter Beweis stellen müssten, dass sie in der Lage seien, den Markt zu schlagen. Natürlich habe man als Fondsmanager die Möglichkeit, Teile des Portfolios abzusichern. Eine entsprechende Erwartung aber hält Gebhardt für übertrieben, solange man nach einem Rückgang der Kurse nicht auch den nachfolgenden Wiederanstieg in die Betrachtung mit einbeziehe. "In meinem Fonds leidet die Performance im Abschwung zunächst, weil wir sehr stark auf Nebenwerte setzen", so Gebhardt. "Deren Kurse aber kommen dann eben auch umso schneller wieder zurück, wenn es wieder aufwärts geht an den Börsen."

Aktuell bevorzugt Gebhardt strukturelle Wachstumswerte aus den Sektoren Helthcare, IT, Technologie und Internetwerte. Neu hinzugekommen sind speziell in Deutschland Aktien aus der Chemiebranche, deren starker Rückschlag auf der Kursseite aus Gebhardts Sicht übertrieben war. Von der Zinsseite sind laut dem Kapitalmarktexperten vorerst keine weiteren Störfeuer zu erwarten. "Die amerikanische Notenbank wird voraussichtlich erst bei einer sehr starken Konjunktur und sehr stark steigender Inflation weitere Zinserhöhungen in Betracht ziehen", so Gebhardt. Und in Europa könne er derzeit nicht erkennen, wie die EZB überhaupt die Zinsen werde anheben können. Dafür seien Wirtschaftsentwicklung, aber auch die Inflation derzeit viel zu schwach.

Auf die Frage, ob 2019 die Chance hat, ein gutes Aktienjahr zu werden, weist Gebhardt darauf hin, dass die Kurse gerade im Dezember vergleichsweise stark gefallen sind, was zu Jahresbeginn zu einer übertrieben starken Skepsis beigetragen habe. Gebhardt: "Von daher hat 2019 durchaus noch die Chance, zu einem guten Jahr für die Aktienanlage zu werden. Aber es wird sicher ein sehr volatiles Jahr werden." (hh)