Investoren steht eine renditemäßig dürre Dekade ins Haus: Im kommenden Jahrzehnt müssen Anleger den Gürtel enger schnallen, sagt Jonathan Wilmot, Leiter des Macroeconomic Research von Credit Suisse Asset Management. In den sieben Jahren seit Ausbruch der Finanzkrise 2008/2009 hat ein Portfolio aus Aktien und Anleihen eine Rendite von rund zehn Prozent pro Jahr erzielt, zeigen seine Rückrechnungen. In den kommenden zehn Jahren dürfte dasselbe Portfolio aber nur noch zwischen ein und drei Prozent jährlich bringen. Für Aktien erwartet Wilmot reale Renditen von vier bis sechs Prozent, für Anleihen nur noch Renditen nahe null.

Es ist nicht selbstverständlich, dass sich die Wirtschaft nach einem externen Schock wie der Finanzkrise rasch wieder erholt, betont der Marktexperte. "Die weitreichenden Auswirkungen fallender Preise auf die Wirtschaftsaktivität werden häufig unterschätzt." Anleger sollten sich auch nicht zu sicher sein, dass sich die Geldpolitik in einem geordneten und vorhersehbaren Rahmen wieder normalisiert. Schließlich seien die Finanzmärkte, seit die US-Notenbank im Dezember zum ersten Mal seit fast einer Dekade den Leitzins leicht angehoben hat, von Kursstürzen und anhaltend hohen Schwankungen geprägt.

Zinsen hoch = Renditen runter
Der historische Vergleich bis zurück ins Jahr 1900 zeigt: Auch in früheren Phasen steigender Zinsen wurde es an den Märkten mit unschöner Regelmäßigkeit sehr turbulent. "Zinsanstiege sind im Schnitt eine schlechte Nachricht für Aktien und Anleihen, während Zinssenkungen generell positiv aufgenommen werden", so Wilmot. Das gelte auch für andere Anlageklassen wie Immobilien und Edelmetalle. In den USA brachten Aktien in Phasen steigender Zinsen im Schnitt nur 2,5 Prozent Rendite pro Jahr, bei fallenden Zinsen dagegen 10,3 Prozent jährlich. Bei Anleihen waren es 0,2 Prozent in Zeiten steigender und 3,7 Prozent in Zeiten fallender Zinsen. (fp)