Deutsche Bundesanleihen sind möglicherweise mit einer Mischung aus wiederauflebender Inflation und Lohnanhebungen konfrontiert, die sich im Laufe des Jahres negativ auswirken könnte, warnt David Roberts, Leiter Fixed Income beim Fondsanbieter Kames Capital. Er ist der Ansicht, dass die Renditen deutscher Bundesanleihen in nächster Zeit zwar weiter gegen Null tendieren, die Anleihen aber zwischenzeitlich ernsten Gegenwind erfahren könnten. "Bundesanleihen sind während der kommenden sechs Monate potenziell starken Risiken ausgesetzt, etwa dann, wenn der kurzfristige Deflationsdruck nachlässt", sagt Roberts. "Wir sehen vermehrte Anzeichen dafür, dass sich in Kerneuropa allmählich ein Lohndruck aufbaut." Ohne das Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) würden sich die Kurse der Anleihen von EU-Kernländern auf deutlich höherem Niveau bewegen.

Roberts meint, dass der von Bundesanleihen für Investoren inzwischen zu viele Risiken birgt. Er weist darauf hin, dass EZB-Mitarbeiter in einzelnen internen Prognosen davon ausgehen, dass die Inflation der Verbraucherpreise in Europa im Jahr 2017 über Plan liegen werde, während ein schwächerer Euro und die Erholung der Rohstoffpreise in den vergangenen Wochen die Inflation schneller ansteigen lassen könnten als erwartet. "In Europa braut sich ein für Bundesanleihen möglicherweise gefährlicher Cocktail zusammen", warnt der Rentenexperte. Sollten die Anzeichen einer strukturellen Verbesserung in Teilen der Eurozone anhalten, werden die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen nach Ansicht von Kames Capital binnen sechs Monaten wieder auf über 0,5 Prozent ansteigen und bis Jahresende möglicherweise sogar bei fast ein Prozent liegen, wenn die US-Notenbank oder andere Zentralbanken erste Zinsanhebungen vornehmen.

Anleger sollten Gewinne mitnehmen
Während Roberts erklärt, dass Anleger sich dem europäischen Programm zur quantitativen Lockerung (QE) nicht verwehren sollten, weist er darauf hin, wie die Anleiherenditen in anderen sicheren Häfen mit Einleitung eines QE-Programms und anschließend wiederkehrendem Wachstum nachgaben. Angesichts der niedriger Renditen für deutsche Bundesanleihen gibt er zu verstehen, dass jeder weitere Renditerückgang vom derzeitigen Niveau genutzt werden sollte, um Gewinne mitzunehmen und Positionen zu schließen: "Bundesanleihen eignen sich bei den derzeitigen Kursen ganz klar als Short-Positionen. Anleger sollten einen weiteren Rückgang der Rendite in nächster Zeit für Gewinnmitnahmen bei dieser Trading-Idee nutzen, die mittlerweile weitestgehend ausgereizt ist." (fp)