Die Nerven einiger Anleger liegen ziemlich blank. Kein Wunder, denn die Börsen mussten im laufenden Jahr gleich mehrere Schocks verarbeiten: die Sorge um das Wachstum in China, das Brexit-Votum, die italienische Bankenkrise, der gescheiterte Militärputsch in der Türkei.

Von einer Situation wie kurz vor der Lehman-Pleite sind die Märkte aber meilenweit entfernt, sagt Thorsten Neumann, Leiter des Bereichs Quant und Risikomanagement bei Union Investment. Und er kann es sogar belegen: Dass es wenig Anlass zur besorgnis gibt, zeigt der hauseigene Risikoindex, der sich aus mehreren "Brennpunktthemen" wie der allgemeinen Volatilität und den Zinsaufschlägen zusammensetzt.

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Sowohl nach den China-Schocks als auch nach dem Brexit-Votum schlug der Index nur leicht aus. Von einem Wert wie während der Lehman-Krise zum Jahreswechsel 2008/09 ist er um Welten entfernt. "Der Brexit hat die Marktteilnehmer weltweit bewegt und verunsichert. Zwei Wochen nach dem Referendum ging der Index aber schon wieder ein Stück zurück", sagt Neumann. "Das zeigt uns, wie schnell sich die anfängliche Unsicherheit gelegt hat." 

Zunftkollegen geben ebenfalls Entwarnung: "Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist keine Krise, die mit der Kreditklemme von 2008 vergleichbar wäre und dürfte sich nur moderat auf die Wachstumserwartungen in Europa auswirken", meint etwa Douglas Scott, Global Equity Income Co-Manager beim Asset Manager Kames Capital

Keine Panik wegen Moskau
Der Union-Investment-Risikoindex soll Emotionen ins rechte Licht rücken. Zum Beispiel auf dem Höhepunkt des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine Mitte 2014: "Wir waren alle in Alarmstimmung", erinnert sich Neumann. "Wir schätzten das Risiko an den globalen Kapitalmärkten als sehr hoch ein. Doch sich allein auf seine eigene Wahrnehmung und Emotionen zu verlassen, ist falsch. Und unser Risikoindex hat uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt." Der Index schlug nicht aus. Und tatsächlich zeigten sich die Märkte von der Ukraine-Krise unbeeindruckt. (fp)