Die Insolvenz von Magellan besitzt eine tragisch-kuriose Komponente. In einem Mailing, das am 15. Januar 2016 an den Vertrieb ging, betonte das Unternehmen, dass der Containermarkt für Leasingfirmen gar nicht so schlecht sei. Die Mietraten seien auskömmlich und würden sich für das Leasinggeschäft lohnen. "Leaser (so auch Magellan) haben Container in der Regel zehn bis 12 Jahre im Buch und durchleben mit ihren Containern mehrere Hoch- und Niedrigphasen, anders als Emissionshäuser", berichtete Vertriebsleiter Axel Roselius damals. 

Viereinhalb Monate später ging Magellan zum Insolvenzrichter. Während das Unternehmen Investoren und Vertriebspartnern keine Hintergründe hierfür nannte, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter in einer Presseaussendung: "Maßgebliche Gründe für die Insolvenz waren kurzfristig und drastisch verkürzte Zahlungsziele chinesischer Containerhersteller bezüglich beginnender Neucontainer-Produktionen. Im Umfeld einer seit Monaten sinkenden Nachfrage nach Neucontainern kamen Abrechnungsschwierigkeiten mit einigen Linien-Reedereien hinzu. In Folge dessen konnten fällige Auszahlungen an Anleger nicht mehr geleistet werden."

Branche sieht keine massiven Zahlungsprobleme
Zahlreiche Analysten und Journalisten gerieren sich jetzt als Experten und überschlagen sich mit Horrornachrichten über den Containermarkt und die Containerinvestments. Allerdings bestätigen ausgewiesene Marktkenner auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE weder die Schreckensmeldungen noch die von Magellan ins Feld geführten Zahlungsschwierigkeiten bei Reedereien. Außerdem waren die unseriösen Containerinvestments schon vor der Magellan-Pleite als solche im Markt bekannt.

FONDS professionell ONLINE bat die Investmentanbieter um ihre Einschätzung zum Containermarkt. Fast alle haben sich dazu ausführlich geäußert. Lediglich Magellan antwortete nicht, und Solvium verwies auf den aktuellen Investoren-Newsletter, indem es heißt, dass alle Solvium-Produkte planmäßig laufen würden oder wie geplant beendet worden seien. Auf Nachfrage ergänzte Geschäftsführer Marc Schumann, dass Solvium im Durchschnitt Mietraten erziele, die deutlich über dem internationalen Marktniveau liegen. 

P&R: "Finanzierungsbedarf über Kapitalmarkt vorhanden"
Der größte Containerinvestment-Anbieter P&R berichtet unterdessen, dass der Welthandel und das internationale Containerumschlagsvolumen zwar nicht mehr so stark wachsen. "Aber von einem Einbruch ist nichts zu sehen", betont P&R, und ergänzt: "Der Finanzierungsbedarf der benötigten Containerflotten auch über den privaten Kapitalmarkt ist weiterhin vorhanden – so sehen wir den Leasingmarkt unabhängig von Schwankungen insgesamt weiterhin als stabil an." Eine Herausforderung sei, dass auf den Einkaufsmärkten weiterhin mit einem verschärften Wettbewerb "durch die Überflutung der Märkte mit billigem Geld" gerechnet werden muss.

Dirk Baldeweg, Geschäftsführer bei Buss Capital, sieht im Moment soagr wieder einen leichten Aufwärtstrend. Die Neubaupreise seien von den Tiefstwerten, die Anfang 2016 erreicht wurden, wieder gestiegen und auch die Mieten zögen wieder leicht an. Ein neuer 20-Fuß-Standardcontainer koste derzeit rund 1.600 US-Dollar, also um etwa 300 US-Dollar mehr als zu Jahresbeginn.

Wichtig für die Investoren ist nicht nur die Vermietung der Container, sondern auch die Bezahlung. "Wir haben keine Zahlungsausfälle bei unseren vermieteten Container erlebt und sehen keine außergewöhnlichen Ereignisse bei der Zahlungsmoral", berichtet Baldeweg.

Keine Überkapazitäten, da weniger Container hergestellt werden
Dort, wo Leasingverträge auslaufen, geben Reedereien die Container durchaus zurück, wenn sie nicht große Abschläge auf die bisherige Miete erhalten und womöglich auch noch die Versicherungsgebühr für Schäden und Instandhaltung zahlen sollen (DPP = Damage Protection Plan). Hier ist die Verhandlungsmacht der Leasinggesellschaften im Moment etwas eingeschränkt, da es (noch) keine Kapazitätsengpässe gibt. Außerdem spielt das gegenwärtige Preisniveau den Reedereien in die Hände, denn sie können, wenn sie wollen, günstig eigene Container kaufen.

Derzeit gehen Markt-Insider nicht davon aus, dass der Druck auf die Auslastung, Mieten und Preise wieder steigt. "Nach Angaben der Hersteller werden derzeit nur relativ wenige neue Container bestellt. Für die bestehende Containerflotte ist das eine gute Nachricht, weil der Druck auf die Mieten nicht weiter zunimmt und die Flotte voraussichtlich leicht schrumpfen wird, indem die ältesten Container wie üblich aus der Seefahrt ausgeschieden werden. Dadurch können die Preise für gebrauchte Seecontainer wieder steigen", gibt sich Antje Montag, Vorstand der CH2 AG, zuversichtlich. (ae)