Die britische Barclays Bank hat möglicherweise zwielichtige Geschäfte eines Schweizer Anlagebetrügers in ihren Geschäftsräumen geduldet, bei denen mehrere Anleger aus Deutschland um ein Millionenvermögen geprellt wurden. Das berichtet das "Handelsblatt".

Demnach hat der 37-jährige Antonio Giancola – eigentlich Scout für italienische Fußballtalente – sich nebenbei als Finanzvermittler betätigt und Anlegern bis zu 36 Prozent Rendite pro Halbjahr versprochen – angeblich, weil sie über ihn an den üppig sprudelnden Gewinnen aus dem Eigenhandel von Barclays teilhaben könnten. Nach Recherchen der Zeitung sammelte Giancola mit dieser Masche binnen 18 Monaten rund 30 Millionen Euro ein. Fast alles davon ist nun weg. 

Giancola bat die Ratsuchenden – darunter Anwälte, Vorstände und Unternehmer – regelmäßig zu Gesprächen in die Räumlichkeiten einer Barclays-Filiale im Ort Saronno bei Mailand ein. Vor Ort war er offenbar bestens bekannt, durfte Tische und Sitzecken des Bankhauses für seine Kundentermine nutzen. Ein Herr namens Giovanni Trappani, der sich als Geschäftsführungsmitglied der Barclays-Direktion in Mailand ausgab, war bei diesen Gesprächen ebenfalls häufig anwesend, so berichten Opfer von Giancola in vertraulichen Unterlagen, aus denen das Handelsblatt zitiert.

Mitten in der Filiale versprach der Betrüger offenbar hohe Renditen, während die Mitarbeiter der Geschäftsstelle seelenruhig ihrer täglichen Arbeit nachgingen. Die Geprellten erhielten zunächst auch tatsächlich Zinsen – ihr Geld verloren sie später trotzdem.

Barclays droht Haftung
Inzwischen sitzt Giancola in Untersuchungshaft in der Ostschweiz. Die Barclays Bank äußerte sich gegenüber dem "Handelsblatt" nicht zu dem Fall. Sollte sich herausstellen, dass die Bank von den krummen Geschäften des Schweizers wusste oder – fahrlässig – nicht davon wusste, könnten die Geprellten Barclays dem Handelsblatt zufolge allerdings in Haftung nehmen. (fp)